LESERINNENBRIEFE
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Raus aus Afghanistan. Tatsächlich?

■ betr.: „Steinmeier kündigt Rückzug an“, taz vom 27. 12. 10

Raus aus Afghanistan. Wann? Tatsächlich? Warum? Oder doch nicht? Herr Steinmeier, verschonen Sie bitte die aufgeklärten Bürger mit Ihren angeblich revolutionären Plänen zur Machtergreifung. Wäre es tatsächlich eine Heldentat, nach der nächsten Bundestagswahl schnell ins Bett der Kanzlerin zu springen? Ihr Gesülze lässt doch keinen anderen Schluss zu. Die Grünen wären zu teuer, die Linke das lebende schlechte Gewissen und die ehemals Liberalen weg. Außerdem, was soll der Herr Baron dann mit den schönen neuen Eisernen Kreuzen machen? Nun ja, bald ist Fastnacht. Narren schmücken sich ja gerne mit solch buntem Blechzeug. WOLFGANG SEIBT, Friedberg

Wenn es die Sicherheit erlaubt …

■ betr.: „Mitten im Possenkrieg“, taz vom 18. 12. 10

Lieber Herr von und zu Guttenberg, Ihr Truppenbesuch in Afghanistan ist gut. Das Wort des Außenministers, im Jahr 2011 deutsche Soldaten abzuziehen, ist besser. Ihr Vorbehalt – in der Berücksichtigung der Lage; wenn es die Sicherheit erlaubt; bei Erreichen der gewünschten Ziele (die, wie wir beide wissen, weder in einem Jahr noch in zehn Jahren zu erreichen sind) – ist unrealistisch. In der Sache ist Westerwelle Ihnen eine Nasenspitze voraus. HORST LEIERMANN, Essen

Bibeln im Kriegsgepäck

■ betr.: „O Herr, schütze den Irak“, taz vom 24./25./26. 12. 10

Was jetzt im Irak mit den Christen geschieht, ist sehr traurig. Sie haben diese Lage Politikern zu verdanken, die sich selbst christlich nennen. George W. Bush sah im Irakkrieg eine christliche Mission. Sein Verbündeter Tony Blair sah es ähnlich und trat später zum katholischen Glauben über. Der katholische US-Militär-Erzbischof Edwin O’Brien beruhigte das Gewissen der Soldaten: Es sei „völlig angemessen, dass die Mitglieder unseres Militärs von der Integrität und der Entscheidungsfähigkeit unserer Führer ausgehen und deshalb ihre militärischen Pflichten guten Gewissens ausführen“. Bereits wenige Tage nach dem Sturz Saddam Husseins verfrachteten westliche Bibelgesellschaften tausende von Bibeln ins Land, sodass man den Eindruck erhielt, die ersten Bibeln gehörten gar zum Kriegsgepäck. Die Christen im Irak ernten jetzt die Früchte des Handelns ihrer „christlichen“ Glaubensbrüder. Logisch wäre, die verantwortlichen Politiker und Kirchenleute dazu aufzufordern, sich nicht mehr christlich zu nennen, denn Jesus war Pazifist. RALF BÖHM, Berlin

Der Sohn des Landmessers

■ betr.: „Heiner Geißler“, taz vom 28. 12. 10

Das wäre doch mal ein guter Vorsatz für das neue Jahr: Alle Ressorts der taz gewöhnen sich an, dass alle Menschen nicht nur Sohn (oder Tochter) eines Landmessers (wie Heiner Geißler), sondern auch einer Mutter (Hausfrau, Redakteurin, Postzustellerin oder Ähnliches) sind. Alles Gute im Jahre 2011 wünscht DIETER BEHRENDS, Bremen

Wo er’s doch sagt!

■ betr.: „I bin’s ned gwä“, taz vom 23. 12. 10

Ihre Verfasserin Nadin Michel kann unserem Ministerpräsidenten Mappus anscheinend nicht so recht glauben, dass er es „ned gwä“ ist. Wieso? Wo er’s doch sagt! Ich stelle mir die Sache so vor: Herr Mappus hat der Polizei höchstpersönlich einen Besuch abgestattet und dies nicht dem niederen Innenminister überlassen, um den Beamten zu sagen, was immer sein Grundsatz war, dass er sich nicht in ihr Geschäft einmischen darf und will, jedenfalls nicht in ihr operatives. Und dass er keinerlei Druck auf sie ausüben wolle. Er wolle sie also nicht anweisen, einen Schulbuben vom Baum zu spritzen und einen alten Mann halb blind zu schießen. Und dann hat er mit dem Herrn Polizeipräsidenten Stumpf, der, wie man hört, als ein „knallharter Hund“ gilt, noch im kleinsten Kreis gesprochen und ihm vermutlich gesagt, es sei schon recht, wenn die Polizei offensiv vorgehe, damit die ersten Bäume pünktlich nach dem 1. und vor dem 6. 10. umgelegt seien. Aber ein Zusammenhang zu seiner Regierungserklärung am 6. 10. bestehe nicht, jedenfalls kein direkter. Und dann hat Herr Mappus noch mal mit der Polizei gesprochen, am Tag des Einsatzes, vermutlich, um erneut zu betonen, dass er sich nicht einmischen wolle. Er habe sich bewusst zurückgehalten, sagte er dem Ausschuss. Das ist doch sonst nicht so seine Art. Also muss man ihm doch unbedingt glauben! Oder? KARL-ALBRECHT SCHMAUDER, Eschenbach