Elektrizitätswerke vermint

UKRAINE Erneute schwere Gefechte in Lugansk und Slawjansk. Gazprom räumt Kiew nach erster Abschlagszahlung für Gas eine Fristverlängerung ein

Noch immer keine Nachricht von den beiden vermissten Teams der OSZE

KIEW/MOSKAU/BRÜSSEL ap/dpa/taz | Im Osten der Ukraine ist es am Montag erneut zu heftigen Gefechten zwischen prorussischen Milizen und Truppen der Regierung gekommen. Mehrere hundert bewaffnete Separatisten griffen ein Lager des ukrainischen Grenzschutzes in Lugansk an und lieferten sich über Stunden hinweg Schusswechsel mit Soldaten. Mindestens fünf der Angreifer wurden demnach getötet und acht verletzt. Verwundet wurden auch sieben Soldaten, drei davon schwer.

Auch in Slawjansk, einer Hochburg des prorussischen Aufstands, kam es am Montag zu einem Angriff von Rebellen, wie der Pressebeauftragte für den ukrainischen Militäreinsatz im Osten der Ukraine, Wladislaw Selesnjow, sagte. Die Aufständischen hätten dort einen Kontrollposten der Regierungstruppen attackiert und zudem mehrere Elektrizitätswerke vermint und mit der Sprengung gedroht, sollte die Regierung weiter vordringen. Das Grenzschutzlager in Lugansk ist laut Selesnjow ein für die Koordination der Grenzschutzsoldaten in der ganzen Provinz wichtiger Knotenpunkt. Der Angriff könnte demnach ein Versuch gewesen sein, die Kommunikation zwischen ihnen zu unterbrechen.

Angesichts der neuen Gewalt kündigte der russische Außenminister Sergej Lawrow einen Resolutionsentwurf zur Ukraine-Krise im UN-Sicherheitsrat an. „Darin werden unter anderem Forderungen nach einem sofortigen Ende der Gewalt und einem Beginn von Verhandlungen enthalten sein“, sagte Lawrow der Agentur Interfax zufolge. Russland sei „tief beunruhigt“, dass bei der „Anti-Terror-Operation“ der ukrainischen Führung Unbeteiligte getötet würden. „In unserem Entwurf schlagen wir einen Fluchtkorridor vor, damit Zivilisten die Kampfzone verlassen können“, sagte Russlands Chefdiplomat. Inmitten des Konflikts mit der Ukraine kündigte ein Armeesprecher in Moskau neue Militärübungen an. Dabei sollten unter anderem Raketen vom Typ Iskander getestet werden, sagte er. Das Manöver soll bis Donnerstag im westlichen Militärbezirk stattfinden.

Von den beiden Teams der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), die in der Ostukraine verschleppt worden sind, gab es zunächst weiter keine Nachricht. Zuletzt hatten die Separatisten mitgeteilt, die Beobachter stünden unter „Spionageverdacht“.

Unterdessen hat der russische Energieriese Gazprom kurz vor entscheidenden Verhandlungen in Brüssel im Gasstreit zwischen der Ukraine und Russland überraschend eingelenkt. Kiew habe eine „erste Rate“ für russische Gaslieferungen über 786 Millionen Dollar (577 Millionen Euro) beglichen, erklärte Gazprom-Chef Alexej Miller. Das Ultimatum für Vorauszahlungen auf weitere Lieferungen werde bis kommenden Montag verlängert. Gazprom hatte Kiew vor zwei Wochen aufgefordert, seine Rechnungen wegen ausstehender Zahlungen in Milliardenhöhe ab Juni vorab zu bezahlen. Der Staatskonzern drohte ansonsten mit dem Stopp seiner Lieferungen ab Dienstag dieser Woche.

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