Zum „Lohn“ zu Tode gequält

betr.: „Verwaltungsgericht erlaubt das Schächten aus religiösen Gründen. Gnadenlos tolerant“, taz vom 25. 11. 06

Manfred Kriener ist zum Thema Schächten der Schlachttiere ein Volltreffer gelungen. Ich darf gleich voranstellen, dass ich weltoffen bin, dass mir Moscheen, gar Kopftücher recht sind, dass ich einen israelischen Schwiegersohn habe, mit dem ich bei aller Liebe zu seinem Land in Streit gerate über das Schächten. Aber ich war 25 Jahre lang Rindertierarzt und kenne deren Art. Lehrstoff 1. Semester, Anatomie: Beim Schächten fließt durch den Halswirbelkanal so lange Blut ins Gehirn, dass das Tier die Qual bewusst erlebt bis zum Ende durch Blutverlust.

Es gibt seit Jahrzehnten, gleichsam als Narkose, die Betäubung durch Schuss oder Stromkabel, welche gottlob, wenn auch spät, Verfassungsrang bekommen hat. Man muss sich diese Barbarei einmal vorstellen: Ausgerechnet die braven Rindviecher, die uns mit Milch, Fleisch und Leder versorgen, werden dann zum „Lohn“ zu Tode gequält. Das kann auch unter „religiösen Ausnahmebedingungen“ nicht gestattet werden.

Ich schließe mich dem Kommentar an und glaube auch, dass diese richterliche Entscheidung nicht vernünftiger Toleranz, sondern dieser eigenartigen Schwäche entspringt, mit der sich nach 9/11 manche gefragt haben: Was haben wir falsch gemacht beim Dialog mit dem Islamismus? Ich hoffe, dass sich mein Berufsverband energisch gegen diese Urteil wehrt.

KLAUS REICHARD, Tierarzt, Weil der Stadt