TUI-Mitarbeiter vor Dauerurlaub

Der Reisekonzern will offenbar bis zu 4.000 Stellen abbauen. Die Unternehmenszentralen in Hannover sollen zusammengelegt werden. Ver.di gegen Abspaltung der schwachen Tourismus-Sparte

VON GERNOT KNÖDLER

Der Reise und Logistikkonzern TUI wird in seiner Zentrale in Hannover möglicherweise mehrere hundert Stellen abbauen. Übereinstimmenden Berichten zufolge will der Konzern in seinem Stammgeschäft, der Touristik, kräftig sparen und deshalb europaweit 3.000 bis 4.000 Stellen streichen, die meisten allerdings in Großbritannien und Frankreich. Zu den Sparplänen gehört auch die Zusammenlegung der beiden Unternehmenszentralen in Hannover.

Die TUI leidet darunter, dass mit dem klassischen Verkauf von Pauschalreisen immer weniger Geld zu verdienen ist. Die Kunden buchen ihre Flüge und Unterkünfte zunehmend getrennt über das Internet. Verschärft werden die Schwierigkeiten dadurch, dass auch die konzerneigenen Reedereien, etwa Hapag-Lloyd, unter Druck stehen. Hohe Treibstoffkosten und niedrige Frachtraten im Containerverkehr machen ihnen zurzeit das Leben schwer. Im Gegensatz zum Touristikgeschäft sind allerdings die Aussichten der Schifffahrtssparte gut. Denn der Containerverkehr wächst weltweit.

„Die Schiffssparte stand bisher glänzend da“, sagt Cornelia Haß von der Gewerkschaft ver.di. Sie werde sich bald erholen und wieder gute Zahlen bringen, prognostiziert sie. Aus Sicht der Gewerkschaft wäre es falsch, dieses „Filet den Mächten des Marktes preiszugeben“.

Die Kapitalgeber der TUI übten unverhältnismäßig viel Druck auf den Vorstand unter Führung von Michael Frenzel aus. Diese Finanzinvestoren handelten jedoch überstürzt. „Wir sehen überhaupt kein planvolles Vorgehen hinter entsprechenden Vorstellungen und Ideen“, sagt Haß.

Ver.di spricht sich dafür aus, den Konzern als Ganzen zu erhalten und die Tourismussparte zu sanieren, so dass niemand entlassen werden müsse. „Es braucht seine Zeit, bis das funktioniert“, sagt Haß. Mit einem Umbau der Personalstruktur sei ihre Gewerkschaft einverstanden. Die TUI könnte zum Beispiel ihre Reisebüros in der Fläche schließen. Die frei werdenden Kollegen könnten dann das Internet-Geschäft stärken.

Ob in Hannover tatsächlich viele Jobs wegfallen sollen, wie zurzeit kolportiert wird, ist aus Sicht der Gewerkschaft ungewiss. Die TUI verwies auf die Sitzung ihres Aufsichtsrats am 14. Dezember. Bis dahin seien alle Zahlen Spekulation. Auf der Sitzung soll ein Umbau des Konzerns diskutiert und beschlossen werden. Die meiste Arbeit ist dabei offenbar im Ausland zu leisten. In Deutschland soll die Konzern-Holding mit der TUI Deutschland verschmolzen werden.

In Hannover bedeutet das konkret, dass die beiden Verwaltungsapparate in einem Gebäude zusammengelegt werden. Auch Vertreter der Belegschaft bezeichneten diesen Schritt als überfällig. Sie verlangten, die Holding müsse aus der ehemaligen Preussag-Zentrale in den Sitz der TUI übersiedeln.