: Das Bier des Zaren
ANGEZAPFT „Tsarina Esra“ schmeckt wie eine Herrenpraline
Porter oder Stout? Das ist keine Frage. Die Galaxis des englischen Dunkelbiers ist so vielfältig, jeder Versuch der Kategorisierung muss scheitern. Dry Stout, Oyster Stout, Baltic oder Chocolate Porter – alle eint nur eines: Sie sind schwarz wie die Nacht und von herber Süße.
Historisch ist die Trennung möglich. Zuerst hieß das Bier Porter, nach den Lastenträgern im Londoner Hafen, die die schwarze Mixtur aus verschiedenen Bieren im 18. Jahrhundert zu ihrem Leibgetränk machten. Daraus wurde ein Braustil und schwere Varianten firmierten als Stout Porter oder kurz: Stout.
Heutzutage haben sich die Verhältnisse umgekehrt, woran die Guinness-Brauerei einen wichtigen Anteil hat. Ihr recht leichtes, immer etwas schal schmeckendes Bier ist zum Inbegriff des Stouts geworden. Wer in kleinen Mengen braut, nennt das schwarze obergärige Bier lieber Porter. Das klingt nach mehr Qualität.
Wer die Messlatte noch höher legt, schreibt gleich „Imperial Porter“ aufs Etikett, wie die De Molen Brauerei im niederländischen Bodegraven. Ihr „Tsarina Esra“ ist dem Bier nachempfunden, das als Geschenk für Katharina die Große gebraut wurde und als Hofbier des russischen Zarenhauses einst in England und rund um die Ostsee beliebt war.
Aus dem Schaum, der die Farbe einer Crema auf dem Espresso hat, steigt einem Kakaoduft in die Nase. Bitterschokolade, leichte Nuss und die süße Fruchtigkeit von getrockneten Rosinen bestimmen den Geschmack. Die Cremigkeit unterstützt den Eindruck, dass hier die Füllung einer Herrenpraline um die Zunge fließt. Das Porter verabschiedet sich mit Anklängen von schwerem Rotwein. Man sollte sich ein „Tsarina“ für einen besonderen Moment zur Seite legen, etwa als Begleiterin für eine gute Nachspeise. Auf dem Etikett steht: „Enjoy within 25 years“. JÖRN KABISCH
■ Tsarina Esra, Brouwerij De Molen, Alkohol 11 Vol. %