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Archiv-Artikel

Rauer Wind nach Zwangsabstieg

ABSTURZ Heute erfahren die Fußballer des SV Wilhelmshaven, in welcher Liga sie weiter machen dürfen

Von Pfingsten sei nicht viel geblieben, bei all den Terminen. Aber das sei okay, sagt Peter Schöne, der sportliche Berater des SV Wilhelmshaven (SVW). Es geht ja auch um einiges für den Verein – um die neue sportliche Heimat, also die Zugehörigkeit zur Oberliga oder Landesliga, und um viel Geld.

Der Fußballklub aus „Schlicktown“, wie die Einwohner Wilhelmshavens ihre Stadt liebevoll nennen, bietet auf dem juristischen Weg selbst dem Weltfußballverband Fifa die Stirn. „Wir wissen hier oben genau, dass die Winde auch mal rau sind. Da muss man dann aber durch. Da gilt es, den Ellenbogen auszufahren und die Sache vernünftig hinzubekommen“, sagt Schöne.

Die „Sache“ fing damit an, dass der SVW im Januar 2007 einem 19 Jahre alten Italo-Argentinier namens Sergio Sagarzazu einen Profivertrag gab. Von Sagarzazu, der in Buenos Aires bei den Klubs Atletico River Plate und Atletico Excursionistas ausgebildet worden war, versprachen sie sich am Jadebusen einiges. Diesen Erwartungen wurde der Mittelfeldspieler aber nicht gerecht. Im Sommer 2008 ging Sagarzazu zurück in seine Heimat. Er brachte es beim SVW auf 630 Einsatzminuten.

Bald darauf ging beim SV Wilhelmshaven ein Schreiben der Fifa ein. Der Inhalt: Die argentinischen Klubs machten für Sagarzazu Ausbildungskosten in Höhe von 157.500 Euro geltend. Doch der SVW weigerte sich, die Summe zu zahlen. Der Klub zog vor den Internationalen Sportgerichtshof Cas. Dieser gab der Fifa Recht. Als weitere Vergleiche scheiterten und Wilhelmshaven es noch immer ablehnte, die hohe Forderung aus Argentinien zu begleichen, verhängte die Fifa Sanktionen. Es folgte eine Sechs-Punkte-Strafe. Später forderte die Fifa-Disziplinarkommission vom Deutschen Fußball Bund (DFB) und dem Niedersächsischen Fußballverband (NFV), dass Wilhelmshaven aus der Regionalliga zwangsabsteigen müsse. Es gab sogar die Drohung, dass bei einer Nichtbefolgung das DFB-Team nicht an der WM in Brasilien teilnehmen dürfe.

Die Forderung der Fifa in Bezug auf den Zwangsabstieg sieht Schöne mit dem Abschluss der vergangenen Saison „als abgegolten“ an. Wilhelmshaven belegte mit seinen 33 Punkten eigentlich den drittletzten Rang, der auch auf sportlichem Weg zum Abstieg in die Oberliga geführt hätte. Der NFV setzte den SVW wegen der Fifa-Bestimmungen aber auf den letzten Platz.

Nach dem Abstieg aus der Regionalliga wurde dem SVW vergangene Woche auch noch die Spielerlaubnis für die Oberliga verweigert, da nicht alle Unterlagen fristgerecht beim NFV eingereicht worden seien. Wilhelmshaven hat gegen die Entscheidung des Verbandes, wonach nur die Lizenz für die klassentiefere Landesliga bewilligt wird, Beschwerde eingelegt. Heute will der NVF eine Entscheidung dazu treffen.

Mit dem Rechtsstreit um die Ausbildungsvergütung beschäftigt sich derzeit das Oberlandesgericht Bremen. Schöne hofft, dass alles noch gut endet, dass der SVW in der Oberliga spielen darf und dass kein Geld nach Argentinien überwiesen werden muss. Es könnte auch anders kommen. Doch dann ist bei all der schon bewiesenen Wilhelmshavener Wehrhaftigkeit davon auszugehen, dass noch nicht das letzte Wort gesprochen wäre. CHRISTIAN GÖRTZEN