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Archiv-Artikel

Deutsche gehen wieder mehr ins Kino

„Ice Age“ und Blödel-Otto sei Dank: Die Kinobranche hat sich von ihrem absoluten Tiefpunkt 2005 erholt

BERLIN taz ■ Dem deutschen Kino geht es besser. „Trotz Fußball-WM und Frühling im Dezember war das Kinojahr 2006 sehr erfolgreich“, urteilte gestern Johannes Klingsporn, Geschäftsführer des Verbandes der Filmverleiher. Die in Berlin vorgestellte Jahresbilanz der Kinowirtschaft geht davon aus, dass im Vergleich zum Vorjahr bis zu 10 Prozent mehr Besucher in die Kinos geströmt sein werden: über 85 Millionen. Allein die Wochenendzahlen – groteskerweise sind das die Besucher zwischen Donnerstag und Sonntag – führten zu einem Umsatzplus von 49 Millionen Euro gegenüber 2005.

Zum erfolgreichsten Film des Jahres wird „Ice Age II“ mit 8,7 Millionen Zuschauern werden, gefolgt von „Fluch der Karibik II“ (7 Millionen) und „Da Vinci Code“ (6 Millionen). Zum Umsatzplus trugen auch deutsche Filme wesentlich bei. „Das Parfum“, „7 Zwerge – Der Wald ist nicht genug“ und der Dokumentarfim „Deutschland. Ein Sommermärchen“ – diese drei Streifen sahen mehr als 3 Millionen. Mit einem Marktanteil von 19,9 Prozent erzielten einheimische Produktionen damit den höchsten Anteil seit 1997. „Auch die anspruchsvolleren Kino-Betreiber zogen mehr Zuschauer an“, bilanzierte Klingsporn. Hits waren hier etwa „Das Leben der Anderen“ (1,6 Millionen) und „Sommer vorm Balkon“ (800.000).

Noch im letzten Jahr klagte die deutsche Filmwirtschaft über eine schwere Krise. 2005 waren die wenigsten Kinokarten der letzten zehn Jahre verkauft worden. Gegen die zunehmende Kinomüdigkeit der Deutschen kämpfte die Branche mit einer 1,2 Millionen Euro teuren Werbekampagne an.

Längerfristiges Ziel sei es, den Marktanteil des deutschen Films weiter zu erhöhen. Im Dezember sei eine erste Informationsveranstaltung zum sogenannten Neumann-Modell geplant. Das von Staatsminister Neumann mit der Filmwirtschaft vereinbarte Modell sieht vor, ab 2007 die Produktion von Filmen in Deutschland jährlich mit 60 Millionen Euro zu unterstützen. Die Genehmigung des Modells durch die Europäische Kommission wird Ende des Jahres erwartet. Wie sich das konkret auf die deutsche Filmbranche auswirkt, konnte Klingsporn gestern aber noch nicht sagen. MIRJAM NEEBE