: Betrügerischer Futterfetthersteller
DIOXIN-ERMITTLUNGEN Harles & Jentzsch müssen sich nun wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung verantworten. Etwa 3.000 gesperrte Betriebe sind nach Ministeriumsangaben wieder freigegeben
Im Skandal um mit Dioxin verseuchtes Tierfutter steht Harles & Jentzsch nun auch unter Betrugsverdacht. Vieles spreche dafür, dass der Futterhersteller seine Kunden betrogen und minderwertige technische Mischfettsäure zu teurem Futterfett verarbeitet habe, sagte ein Sprecher des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums.
Für eine Tonne Industriefett habe die Firma 500 Euro erlösen können, für eine Tonne Futterfett hätten die Kunden aber 1.000 Euro bezahlt. Hier liege der Verdacht der falschen Rechnungsstellung und somit der Steuerhinterziehung nahe, hieß es. Ohnehin ermittelt die Justiz gegen das Unternehmen wegen des Verstoßes gegen das Lebensmittel- und Futtermittelgesetz.
Weitere sieben Futterfettproben des Herstellers in Uetersen (Kreis Pinneberg) wiesen am Wochenende zum Teil extrem hohe Dioxin-Belastungen auf – in der Spitze fast bis zum 73-fachen des erlaubten Grenzwerts. Das teilte das Kieler Landwirtschaftsministerium am Samstag mit. Klarheit über das ganze Ausmaß der Dioxin-Belastungen soll es heute geben: Dann werden die Ergebnisse aller 112 untersuchten Futterfett-Proben von Harles & Jentzsch veröffentlicht. Bislang liegen 38 Laboranalysen vor. In aktuell 25 Fällen wurde der zulässige Höchstgehalt an Dioxin überschritten.
Voraussichtlich heute soll auch das Schlachtverbot für etwa 20 landwirtschaftliche Betriebe im Norden aufgehoben werden. In Niedersachsen sind am Sonntag rund 3.000 der etwa 4.400 wegen des Dioxin-Skandals gesperrten Betriebe wieder freigegeben worden. Zumeist handele es sich dabei um Schweinemastbetriebe, sagte ein Sprecher des niedersächsischen Agrarministeriums. Am Samstag waren bereits sämtliche 462 vorsichtshalber gesperrten Milchbetriebe wieder freigegeben worden.
Derzeit bleiben noch 1.470 Unternehmen, vor allem mit Legehennen sowie gemischte Hühner- und Schweinemastbetriebe, gesperrt. (dpa)
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