: „Entweder Karriere oder Kinder, heißt es oft. Ich will beides“
Im Sommer vergangenen Jahres bin ich zu meinem Chef gegangen und habe ihm gesagt: Ich bin schwanger und ich will nach der Geburt meines Kindes sofort wieder Vollzeit anfangen. Ganz hat er mir das nicht abgenommen. Freundlich bat er mich, mir in Ruhe zu überlegen, wie ich den Einstieg denn organisieren wolle, wenn es dazu käme.
In einem Seminar für Führungsnachwuchs entdeckte ich dann mein Modell für Vollzeitarbeit mit Kind. Drei Tage im Unternehmen, zwei im Homeoffice, an denen ich mit meinem Sohn zusammen sein kann. Ein idealer Mix. Begeistert war mein Chef nicht. Wie würde die Arbeit laufen, wenn ich nur selten greifbar wäre? Was, wenn wichtige Ortstermine an den Homeofficetagen anstünden? Würde ich meine beiden männlichen Mitarbeiter noch effektiv führen können? Und wie könnte er den Überblick bewahren, wann ich im Homeoffice bin, wann in der Firma?
In einem offenen Gespräch fanden wir eine Lösung: Nach acht Wochen Elternzeit bin ich wieder eingestiegen. Ich plane die Homeofficetage eine Woche vorher, über Outlook hat mein Chef Einsicht in meine Termine. Wenn Projekttreffen oder Baustellenbegehungen anstehen, verschiebe ich meine Heimarbeitstage oder arbeite nur einen halben Tag von zu Haus. Dieser Weg und mein Engagement überzeugten meinen Chef. Auch weil er sonst eine Vertretung hätte finden und mühsam einarbeiten müssen. Er schlug ein.
Entweder Karriere oder Kinder, heißt es oft. Ich will beides. RWE Power bietet einige Möglichkeiten, Familie und Beruf zu verbinden, es gibt dazu viele Betriebsvereinbarungen. Nur ihre Anwendung ist nicht ganz einfach. Es lohnt sich, dafür zu kämpfen.
Britta Hennessen, 34, ist Architektin und Leiterin der Unterabteilung Industriebau bei RWE Power in Köln