… WAS MACHEN EIGENTLICH ... die Entlastungsstraße?
: Nur ganz langsam zuwachsen

Die Berliner sind Gewohnheitstiere. Monatelang haben sie auf der Entlastungsstraße den Tiergarten durchquert. Der Verkehr floss schon durch den Tunnel darunter, die Straße war gesperrt. Die Menschen spazierten in aller Ruhe über den Asphalt oder nutzten die Straße als Abkürzung mit dem Fahrrad. Manche sollen sogar extra zum Skaten hierher gekommen sein.

Doch diese Zeiten sind vorbei. Die Straße ist abgerissen. Landschaftsgärtner haben neues Gras gesät, den sogenannten Berliner Tiergartenrasen. Linden, Birken, Eiben und sogar ein paar Rosensträucher schlagen in frisch aufgeschütteter Erde erste Wurzeln. Es fehlen nur noch ein paar Pflastersteine für die Wege, dann ist es fertig, das neue Stück Grün. Gestern wurde es offiziell eröffnet.

Der Tiergarten kann nun also wieder zusammenwachsen. Und was machen die Passanten? Sie latschen weiter die Schneise entlang, die einmal die Entlastungsstraße war. Sie treten den jungen Rasen platt, machen um Büsche und Bäume einen Bogen. Schuhabdrücke, Hündefüße, sogar Spuren von Fahrradreifen zeugen davon, dass der Berliner am liebsten ausgetretene Wege geht. Nur die Skater, die haben auf der weichen Erde wirklich keinen Spaß mehr.

Wenn man nicht will, dass die 1,8 Millionen Euro für die Bepflanzung in den märkischen Sand gesetzt sind, sollte man die Gewohnheitstiere vielleicht eine Zeit lang aussperren. Sonst wird aus dem neuen Rasen nichts. Ein einfacher Bauzaun rund um die Entlastungsschneise, dann könnte tatsächlich Gras drüber wachsen. ALL FOTO: ARCHIV