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Archiv-Artikel

Der fatale Fake von Frankfurt

Geplanter terroristischer Angriff auf ein Flugzeug war möglicherweise ein Scherz

Von CHR

FREIBURG taz ■ Generalbundesanwältin Monika Harms wies gestern Kritik zurück, sie habe die Bedrohung durch Anschlagspläne am Frankfurter Flughafen aufgebauscht. „Wir sind wie üblich vorgegangen“, sagte sie gestern auf ihrer Bilanzpressekonferenz, „wenn Wohnungen durchsucht werden, informieren wir die Öffentlichkeit.“ Transparenz sei ihr wichtig, sagte Harms, die seit Juli im Amt ist. „Was hätte die Öffentlichkeit gesagt, wenn die Anschlagspläne ohne unser Zutun bekannt geworden wären?“

Ermittelt wird gegen sechs Araber, die versucht haben sollen, einen Frankfurter Flughafenmitarbeiter zu bestechen, damit er einen Sprengstoffkoffer an Bord eines israelischen Flugzeugs schmuggelt. „Die Beschuldigten räumen entsprechende Gespräche durchaus ein, sagen aber, dass alles nur Spaß gewesen sei“, berichtete Bundesanwalt Rainer Griesbaum. Es muss wohl ein Running Gag gewesen sein, da die Männer über Monate hinweg immer wieder auf den vermeintlichen Anschlagsplan zu sprechen kamen. Inzwischen neigen wohl auch die Ermittler der Spaßtheorie zu. Denn nach wie vor gibt es keine Haftbefehle.

Auch die Ermittlungen gegen die beiden mutmaßlichen Kofferbomber von NRW gestalten sich schwieriger als nach dem schnellen Fahndungserfolg erwartet wurde. Mit einer Anklage ist frühestens in sechs Monaten zu rechnen, sagte Bundesanwalt Griesbaum. Das Problem der Ermittler: Der in Berlin inhaftierte Youssef el Hajdib schweigt, während sein geständiger mutmaßlicher Komplize Jihad Hamad in Beirut inhaftiert ist und vermutlich auch dort angeklagt wird. Die beiden waren anhand von Video-Aufzeichnungen im Kölner Hauptbahnhof identifiziert worden. Sie sollen Ende Juli zwei Bombenkoffer in Regionalzügen versteckt haben, die wegen eines handwerklichen Fehlers aber nicht explodierten.

Die deutschen Ermittler sind jetzt auf die Kooperation des Libanons angewiesen. Sie brauchen die Protokolle der Polizeiverhöre in Beirut, um sie mit Aussagen zu vergleichen, die Hamad dort im Beisein eines deutschen Staatsanwalts gemacht hat. Die Ermittler haben den Eindruck, dass Hamad zwar geständig ist, aber sich versucht zu entlasten, indem er die Hauptschuld anderen zuschiebt. CHR