Not ohne Holländer

„Immer nur negativ“ – BVB-Trainer Bert van Marwijk ist weg. Borussia Dortmund sucht eilig einen Nachfolger

Es hat einen Händedruck gegeben. Immerhin. Zu mehr reichte es zwischen Bert van Marwijk und Hans-Joachim Watzke nicht. Kein Wort haben sich Trainer und Geschäftsführer von Borussia Dortmund am Sonntag bei der Weihnachtsfeier gegönnt.

Das Verhältnis der beiden war schon lange zerrüttet, vielleicht hatte es nie ein vernünftiges gegeben. Auch deshalb war schon im Oktober beschlossen worden, sich nach der Saison trotz eines bis 2008 gültigen Vertrages zu trennen. Der Scheidungstermin wurde gestern vorgezogen.

So richtig wohl schien sich der frühere niederländische Nationalspieler und Erstligaspieler von AZ Alkmaar und MVV Maastricht im Ruhrgebiet nie gefühlt zu haben. „Immer nur negativ“, sagte der 54-jährige van Marwijk oft genervt, wenn er kritische Fragen zum BVB beantworten musste. An seinen größten Trainererfolg, den UEFA-Cup-Sieg mit Feyenoord Rotterdam, konnte er in die Dortmund jedenfalls nicht anknüpfen.

Die schnelle Trennung von van Marwijk war zu erwarten, die Atmosphäre beim BVB war zu giftig. Bei der 1:2-Niederlage gegen Bayer Leverkusen am Sonntag hatten die Anhänger nur noch Hohn und Spott für die Mannschaft über. Erstmals hatte es auch im Stadion Proteste gegen van Marwijk gegeben. Mancher wollte sogar Rufe nach Ottmar Hitzfeld gehört haben – doch der kommt nicht zurück.

Als van Marwijk gestern Mittag, angeblich noch ahnungslos, den Namen Hitzfeld hörte, war er überrascht: „Oh, ich dachte, der Thomas von Heesen soll kommen.“ Davon war bislang auch auszugehen. Aber zur Rückrunde ist der Bielefelder Trainer vermutlich nicht zu bekommen.

Für die Dortmunder ist es nun das größte von vielen Problemen, dass sie keinen Trainer haben. In der Fußball-Bundesliga beträgt ihr Abstand auf einen UEFA-Cup-Platz fünf Punkte, die Anhänger sind verärgert, es kommen immer weniger Zuschauer. Dazu kommt eine Außendarstellung, die peinlicher kaum noch sein könnte. Es wurde ein Schulterschluss mit dem Trainer propagiert, obwohl die Trennung schon feststand. In der vergangenen Woche forderte der Fanabteilungsleiter Olaf Suplicki, ein offizieller Vertreter des Klubs, die möglichst rasche Trennung von van Marwijk, dem er menschliche Schwächen vorwarf. Watzke blieb ruhig.

Van Marwijk trat seine Arbeit beim BVB im Sommer 2004 an. Er wurde noch von den beiden Geschäftsführern Gerd Niebaum und Michael Meier verpflichtet. Als Abfindung dürfte der Trainer etwa 600.000 Euro erhalten, das entspricht ungefähr einem Drittel seines Jahresgehaltes. In der Pressemitteilung heißt es nur: „Watzke und Zorc dankten dem scheidenden Trainer für die geleistete Arbeit, besonders in der wirtschaftlich schwierigen Saison 2004/05.“ MARCUS BARK