LIEBESERKLÄRUNG : Nighttalk
DEUTSCHLANDRADIO KULTUR SCHAFFT DIE SENDUNG „2254“ AB – UND NIMMT DAMIT VIELEN SCHLAFLOSEN DEN FREUNDESKREIS
Wenn der Tag zu Ende, es draußen dunkel und still ist, werden die Stimmen im Radio zu Vertrauten. Da ist zum Beispiel Frau Kloska aus Bremen. Sie wird schon von Kollegen angesprochen, wenn sie sie nachts mal wieder im Radio gehört haben. Oder der Herr mit dem norddeutschem Schnack, der durch „2254“ neue Bekannte gefunden hat. Oder jene alte Frau, die ihren Wecker stellt, um pünktlich ihr Radio anzuschalten. Sie alle sprechen regelmäßig bei „2254“, dem Nighttalk auf Deutschlandradio Kultur. Nimmt man ihnen die Sendung, nimmt man ihnen ihr Forum, ihren Kummerkasten, ihren Freundeskreis.
Seit 16 Jahren ist „2254“ mehr als eine beliebige Zahlenkombination. „2254“, das ist die Nummer ins Studio für alle Einsamen, Ungehörten, Redebedürftigen und Schlaflosen. Für Zuhörer ist es das Versprechen auf eine Stunde feinste Unterhaltung mit Diskussionen zu diversen Themen, Wutwallungen, Privatgeschichten und säuselnden Belanglosigkeiten. Wer wissen will, wie mächtig und herrlich, aber auch ohnmächtig und hässlich sich Zuhören anfühlen kann, der muss „2254“ einschalten.
Sechsmal die Woche, von ein bis zwei Uhr morgens läuft die Sendung. Sicher, das ist nicht die Primetime. Die Zahl derer, die sich um diese Zeit vor ihrem Radio versammeln, dürfte klein sein. Dutzende, Hunderte, Tausende? Egal. Dass Quote kein Argument sein kann, wissen wir spätestens, seit Mario Barth es geschafft hat, knapp 117.000 Menschen im Berliner Olympiastadion zu versammeln. Liebes Öffentlich-Rechtliche, bewahre uns vor dem Willen der Masse. Wenn allein die Quote entscheidet, wer einen Platz im Programm bekommt, dann wird es schaurig. Und wo sollte man sich dann darüber beschweren, wenn nicht im Nachtprogramm von Deutschlandradio Kultur? ANNE FROMM