: Flughafen-Torte wird verteilt
Ein Strukturkonzept soll die Flächen um den Großflughafen Schönefeld sinnvoll ordnen. Und unnötige Konkurrenzkämpfe der Nachbargemeinden verhindern
Man kann sich den Großflughafen Schönefeld vielleicht ausnahmsweise als Tortenstück vorstellen. Es wird mitten in einen Ameisenhaufen gelegt, den egoistische Ameisen bevölkern. Was würde passieren? Klar: Jedes Insekt reißt sich ein möglichst großes Stück Kuchen heraus und transportiert es hektisch ab.
Um ein solch chaotisches Szenario zu verhindern, haben sich jetzt die Flughafengesellschaft und die Nachbarkommunen des Airports Schönefeld auf ein Strukturkonzept geeinigt. In den Kommunen werde es in den kommenden Jahren einen Ansiedlungsschub geben, sagt Verkehrssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD). „Wir haben die Kommunen dabei unterstützt, ihre Planungen zu koordinieren.“ Die Verhandlungen begannen im Mai, das Ergebnis soll bis Ende Februar von den Kommunalparlamenten bestätigt werden.
Neben massiven Lärmbelästigungen hat der Flughafenausbau nämlich auch positive Folgen für die Region. Nicht umsonst hat die Politik den Flughafen in der Vergangenheit immer wieder als Jobmaschine gepriesen – auch wenn die Senatsprognose von 40.000 neuen Arbeitsplätzen nicht nur Fachpolitikern der Opposition als übertrieben gilt.
Das Konzept betrachtet jetzt das Umland Schönefelds als einen zusammenhängenden Raum. Es beinhaltet eine schlüssige Anordnung von Wohn- und Gewerbegebieten, Verkehrswegen und Grünflächen über alle Gemeindegrenzen hinweg – auch wenn die Kommunen rechtlich die Planungshoheit haben. Es macht schließlich wenig Sinn, wenn jeder Bürgermeister sein eigenes Logistikzentrum einrichten will und heftig mit der Nachbargemeinde um Investoren konkurriert.
Wobei in diesem Fall das Bild von egoistischen Ameisen übertrieben scheint. Die gemeinsame Landesplanungsabteilung von Berlin und Brandenburg moderierte den Einigungsprozess. Ihr Leiter, Gerhard Steintjes, lobt die Zusammenarbeit: „Die Gemeinden haben mit sehr großem Augenmaß gehandelt.“ Flughafenchef Rainer Schwarz sagt: „Das Konzept ist eine tragfähige Basis der künftigen Umfeldentwicklung.“
Jede Gemeinde hat ein eigenes Profil für sich entwickelt. Schulzendorf hofft etwa als Wohngemeinde darauf, von rund 7.500 Einwohnern auf 10.000 zu wachsen. Zieht nun ein Zuliefererbetrieb auf ein Gewerbegebiet in Schönefeld, könnten sich die Bürgermeister unkompliziert kurzschließen – um den Beschäftigten attraktive Wohnungen in Schulzendorf anzubieten. „Man kann so einen Flughafen nur mit, nicht gegen die Nachbarn bauen“, sagt Flughafensprecher Ralf Kunkel. „Es geht darum, einander Hindernisse aus dem Weg zu räumen.“ULRICH SCHULTE