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Archiv-Artikel

portrait Marathon-Mann gegen Monopolmacht

Den langen Atem, den sich der passionierte Jogger Bernhard Heitzer antrainiert, wird er für seinen neuen Job brauchen: Ab April 2007 wird der 57-Jährige neuer Chef beim Bundeskartellamt, so hat es Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Glos entschieden. Heitzer löst damit Ulf Böge ab, der nach sieben Jahren als oberster Kartellrechtler in den Ruhestand geht.

Der promovierte Volkswirt gilt als überraschende, wenngleich durchaus viel versprechende Wahl. Immerhin gibt es nicht viele, die in die großen Fußstapfen des kampfeslustigen Ulf Böge treten könnten. Böge machte Springers Übernahme des Fernsehsenders ProSieben einen Strich durch die Rechnung, lehnte die Fusion der Energieriesen Eon und RWE ab und legte sich mit den Ländern in Sachen Wettmonopol an. Doch die härtesten Nüsse bleiben Böges Nachfolger vorbehalten. Dazu zählt das erklärte Ziel der Bundesregierung, mehr Wettbewerb in den Energiemarkt zu bringen. Er wird in Deutschland von nur vier Konzernen beherrscht, die ihre Marktmacht in Milliardengewinne ummünzen.

Heitzer soll den Kampf gegen Eon, RWE, EnBW und Vattenfall ausfechten. Fachlich dürfte es an dem promovierten Volkswirt kaum Zweifel geben – übrigens nach Böge erst der zweite Ökonom, der an der Spitze der Behörde steht. Ein wenig erstaunt es zwar, dass Minister Glos ausgerechnet einen FDP-Mann auf eines der einflussreichsten Ämter der Republik setzt. Doch parteipolitische Bande waren bei der Auswahl Heitzers möglicherweise weniger wichtig als erwiesene Loyalität. Immerhin stand der Fachmann für Energie-, Industrie- und Umweltpolitik 27 Jahre im Dienst des Wirtschaftsministeriums. Im Jahr 2004 wurde er dann als Chef des nur als mäßig glanzvoll geltenden Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrollen (Bafa) berufen. Die Behörde mit 600 Angestellten kontrolliert die Exporte militärisch nutzbarer Güter, verteilt aber auch Zuschüsse für erneuerbare Energien und fördert kleine und mittlere Unternehmen. Unter seinen bisherigen Mitarbeitern gilt Heitzer als „offener Typ, der etwas bewegen will“. Das machte er schon kurz nach seinem Amtsantritt deutlich, als er eine interne Management-Reform der Bafa einleitete: „Er weiß seine Position zu behaupten. Niemand kann ihm etwas vormachen“, sagen Mitarbeiter, die Heitzer als „umgänglichen Pragmatiker“ beschreiben. Der verheiratete Vater von zwei erwachsenen Töchtern setzte sich in seiner Behörde auch dafür ein, Beruf und Familie besser miteinander zu vereinbaren: Als dort vor einigen Monaten ein Eltern-Kind-Zimmer eingerichtet wurde, ließ er es sich nicht nehmen, das Zimmer persönlich zu eröffnen. TARIK AHMIA