Krachend gescheitert

NOLYMPIA Schon nach der Wende bewarb sich Berlin. Doch die Gegner waren stärker

Die Idee war aufregend. Eine Olympiade, die den Eisernen Vorhang überwindet. Sommerspiele, die zu gleichen Teilen in Westberlin und im Ostteil der Stadt abgehalten werden. Ein sportliches und gesellschaftliches Großereignis, das den Weg in eine gemeinsame Zukunft weist.

Nichts ist von dieser Idee aus den Achtzigerjahren übrig geblieben. Einmal natürlich, weil sie vom damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan stammte und in der DDR deshalb gar nicht erst kommentiert wurde. Zweitens, und das wog schwerer, weil ihre Wiederaufnahme durch den Momper-Senat kräftig krachen ging. 1990 hatte sich die rot-grüne Koalition auf die Austragung der Olympischen Sommerspiele 2000 beworben. Doch auf der entscheidenden IOC-Sitzung am 23. September 1993 bekam die Berliner Bewerung gerade einmal 9 Stimmen. Die Stadt, die damit warb, Ost und West zu vereinen, schied in der zweiten Runde aus. Die Sommerspiele 2000 gingen an Sydney.

Ein Klatsche also, aber sie hatte sich abgezeichnet. Zwar warben die Grünen für „Spiele der kurzen Wege“, doch die Olympia-GmbH unter der Leitung des umstrittenen Axel Nawrocki verspielte bald jeden Kredit. So ließ die GmbH etwa Dossiers über die „sexuellen Präferenzen“ jedes IOC-Mitglieds anlegen.

Darüber hinaus war die NOlympia-Bewegung immer stärker geworden. Die Angst vor steigenden Mieten und Verdrängung war größer als die Hoffnung auf ein zweiwöchiges Spektakel. Auch vor Gewaltandrohung schreckte die Bewegung – und mit ihr Teile der Grünen – nicht zurück.

Kaum vorstellbar also, dass für 2024 oder 2028 plötzlich eine Mehrheit der Berliner olympische Gefühle entdeckte. Anders als damals wächst Berlin heute. Die Angst, verdrängt zu werden, wird eher steigen als abnehmen. UWE RADA