: Fünf Tote bei Kämpfen im Gaza-Streifen
Trotz eines Waffenstillstands geht die Gewalt zwischen Fatah und Hamas weiter. Olmert trifft jordanischen König
GAZA/TEL AVIV/AMMAN dpa/ap Ungeachtet einer Waffenruhe haben sich die rivalisierenden Palästinensergruppen Hamas und Fatah gestern in Gaza wieder Straßenkämpfe mit fünf Toten geliefert. Mindestens 20 weitere Menschen, darunter mehrere Schulkinder, wurden nach Krankenhausangaben bei Gefechten zwischen Hamas-Polizeimilizen und Gefolgsleuten der Fatah von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas verletzt. An einer der Schießereien im Bereich des Hauptquartiers eines Geheimdienstes waren dutzende bewaffneter Männer beteiligt. Bei den Toten handelte es sich um vier Fatah-Polizisten und ein Mitglied der Hamas-Miliz.
Erst am Montagabend hatte bei einem Schusswechsel im Flüchtlingslager Dschabalia ein Mitglied der Fatah tödliche Verletzungen erlitten. Wie Augenzeugen berichteten, eröffneten Hamas-Kämpfer das Feuer auf eine Gruppe von Fatah-Anhängern. Zudem war der Fatah-Repräsentant und ehemalige Häftlingsminister Sofian Abu Saida am Montag vorübergehend von Hamas-Mitgliedern entführt worden. Er sprach von einer „tragischen“ und gefährlichen Situation im Gaza-Streifen.
Die Gewalt zwischen Fatah und Hamas war am Wochenende nach der Ankündigung von Neuwahlen eskaliert. Abbas und die Hamas von Ministerpräsident Ismael Hanijeh hatten daraufhin am Montag erklärt, sie wollten einen weiteren Anlauf zur Bildung einer Regierung der nationalen Einheit unternehmen. Abbas hielt jedoch an seinen Plänen für Neuwahlen fest, sollte dies scheitern. Hanijeh wollte gestern in einer Rede seine Antwort auf die Initiative von Abbas geben.
Die US-Regierung sagte Abbas ihre Unterstützung bei der Abwehr eines drohenden Bürgerkrieges zu. Die USA hofften, dass die von Abbas eingeleiteten Schritte zu einem Ausweg aus der politischen Sackgasse und zu weniger Gewalt führten, sagte Außenamtssprecher Sean McCormack. US-Außenministerin Condoleezza Rice werde Anfang kommenden Jahres in den Nahen Osten reisen.
Der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert besuchte gestern überraschend den jordanischen König Abdullah II. Er folgte damit einer Einladung des Monarchen mit dem Ziel, den Friedensprozess zwischen Israelis und Palästinensern wieder in Gang zu bringen, wie der Königspalast in Amman mitteilte. Abdullah hatte am Montag erklärt, er wolle sich aktiv in die Bemühungen um einen Dialog im Nahen Osten einschalten. Israel und Jordanien haben 1994 einen Friedensvertrag geschlossen.
Nach der Unterredung mit Olmert sagte Abdullah weiter, er wolle die verfeindeten palästinensischen Parteien zu Versöhnungsgesprächen nach Amman einladen. Jordanien wolle alles tun, um die Einheit der Palästinenser zu fördern, sagte der Monarch laut einer Erklärung seines Palastes. So würde er auch gerne ein Treffen zwischen Abbas und Hanijeh arrangieren.
Bei Militäreinsätzen im Westjordanland töteten israelische Soldaten gestern zwei Palästinenser. In einem Dorf bei Tulkarem wurde ein örtlicher Führer der Al-Aksa-Brigaden, des militärischen Fatah-Arms, nach palästinensischen Angaben von einer israelischen verdeckten Einheit erschossen.
In Nablus wollten israelische Soldaten zuvor drei Mitglieder der Al-Aksa-Brigaden festnehmen. Als die Männer flüchteten, hätten die Soldaten das Feuer eröffnet und einen von ihnen getötet, berichteten israelische Medien.