KURZKRITIK: BENNO SCHIRRMEISTER ÜBER KOMÖDIE DER IRRUNGEN : Der Zauber des Platten
In einigen Augenblicken ist Ricarda Beilharz’ Inszenierung von Shakespeares „Komödie der Irrungen“ grandios. Dann kommt sie in der Shakespeare Company jenem „Taumel der Übertreibung“ nahe, den Charles Baudelaire im englischen Clownstheater als Weg in die absolute Komik erkannte – die Essenz des Lachens, nah am Abgrund des Wahnsinns.
Etwa wenn sie die Stadt Ephesos, die auch Sodom oder Mahagonny heißen könnte, anhand eines über die Bühne torkelnden Reigens ihrer clownsbenasten Bewohner erstehen lässt – irre, von Begierden deformierte Typen. Und immer, wenn Markus Seuß seinen Hut fast hat, kickt sein Fuß ihn schwungvoll weg: ultra platt – und doch auf der Bühne ein Wahnsinns-Moment.
Leider traut Beilharz dem Zauber des Nonsense zu wenig: Statt, wie am Anfang in destruktiver Entsprechung zur Brachialkomik des Stücks – zwei Zwillingspaare, infolge einer Schiffskatastrophe getrennt aufgewachsen, laufen in Ephesos dauernd aneinander vorbei, was alle verwirrt – Wortsalat anzurichten, unterwirft sie sich der heiligen Überlieferung, deren Plattitüden allein in Michael Meyers beiläufigem Parlando angenehm zu lauschen sind: Die anderen SpielerInnen deklamieren dagegen heftig und heftig laut, was zwar, stimmt schon, auch ein einfaches Mittel ist. Aber eben nicht bezaubert.