der rechte rand : Der Nazi feiert Weihnachten
Vorweihnachtliche Stimmung herrscht in der neonazistischen Szene. Die NPD und die „Freien Kameradschaften“ (FK) sehen in Weihnachten einen von vielen Bräuchen, der christlich umgestaltet wurde. Mit der Christianisierung hätte sich das „Volk“ von seinen „ureigenen Göttern und Gebräuchen“ entfremdet. Doch einen Weihnachtsbaum darf der Rechte aufstellen. Der soll schon immer deutsch gewesen sein.
Bei der Weihnachtsfeier der Hamburger NPD am 9. Dezember wurde allerdings nicht, wie der Ritus verlangt, Eber und Johannesminne gereicht. 5 Euro leisteten die Gäste alleine für Kaffee und Kuchen. Am Wochenende richtete auch die niedersächsische NPD eine Feier im Ostfriesen-Hof, nahe Remels, aus. Rund 50 Gäste beglückte das Duo Annett und Michael Müller. Gute Stimmung soll am selben Abend auch in Duderstadt bei Göttingen geherrscht haben. An die 100 NPDler und FKler feierten die Wintersonnenwende.
Völlig „politisch korrekte“ Geschenke bieten derweil szenenahe Versandhändler an. „Wir wünschen allen Freunden eine besinnliche Weihnachtszeit“ verkündet der „Wikinger Versand“ und weist gleich hin: „Die neue Radikal ist lieferbar.“ Eine Gürtelschnalle „Odin statt Jesus“ kann genauso gekauft werden wie Kerzen mit keltischen Symbolen. Dessous für „Girlies“ mit der 88 für „Heil Hitler“ auf Slips sind zu erwerben, ebenso die dazu passenden Herrenshorts. Unter dem Baum kann auch das Buch „Jesus: Europas falscher Gott“ liegen.
Ähnliche Literatur bietet nicht minder breit der NPD-Verlag der Deutschen Stimme an. In der Weihnachtsbeilage der Zeitung wird als Zeitdokument eine Weihnachtsansprache des Hitler-Stellvertreters Rudolf Hess beworben. Eine DVD über „Kriegsweihnachten in Deutschland“ ist ebenso zu bestellen. Am Weihnachtsbaum erklingen dann nicht friedliche Lieder, sondern Soldatenstimmen ertönen: „Hier ist die Front an der Wolga.“ ANDREAS SPEIT