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Archiv-Artikel

AK Linker Feminismus

Die queerfeministische Gruppe organisiert die 1.000-Kreuze-in-die-Spree-Demonstration und beschäftigt sich mit feministischer Ökonomiekritik

Der AK Linker Feminismus (AKLF) hat sich im Jahr 2008 gegründet. In dem Jahr, in dem Publikationen wie „Alphamädchen“, „Feuchtgebiete“ und ähnliche Literatur den Begriff des Popfeminismus etablierten und die Idee eines linken Feminismus verdrängten, wurde Bedarf an einer neuen Positionierung laut.

Die Gruppe ist offen für Frauen, Lesben und Trans*-Menschen und begreift sich selbst als queerfeministisch, wobei sie queere und feministische Politiken immer wieder kritisch hinterfragt. Bei der Gründung nahmen noch 25 Leute teil, doch bald spaltete sich der AKLF in zwei inhaltliche AGs, wovon die eine zum Recht auf Reproduktion und die andere zur Care-Ökonomie arbeitete. Aus der Ersteren ist der heutige AKLF hervorgegangen.

Obwohl die Gruppe sich verkleinert hat, arbeitet sie erfolgreich: Nachdem die „linken Feministinnen“ in der Anfangszeit hauptsächlich Texte zu Feminismus gelesen und diskutiert haben, entwickelten sie schnell das Bedürfnis nach praktischen Aktionen. Daraus resultierte die Beteiligung am Bündnis für die 1.000-Kreuze-in-die-Spree-Demonstration, die sich von Jahr zu Jahr vergrößert.

Dem Bündnis gehören verschiedene Berliner Antifa-Gruppen, FelS (Für eine linke Strömung), der AK MoB und Pro Familia Berlin an. Anlass für die Demonstration ist ein jährlich stattfindender Trauermarsch, mit dem christliche Gruppen gegen Abtreibungen sowie für eine konservative, autoritäre und frauenfeindliche Gesellschaftsordnung zu Felde ziehen. Die Gegendemonstration fand 2010 zum dritten Mal statt. Ihr Ziel ist es, den Trauermarsch zu stören und diesem eine Position gegenüberzustellen, die die Entscheidung für oder gegen eine Schwangerschaft bei der Frau belässt.

„1.000 Kreuze in die Spree“ ist offen organisiert. Neben den Aktionen und Redebeiträgen der BündnispartnerInnen werden zunehmend auch Einzelpersonen und interessierte Gruppen aktiv, um gegen die sogenannten LebensschützerInnen zu demonstrieren. Aber auch die AbtreibungsgegnerInnen haben neue PartnerInnen gewonnen: Im letzten Jahr reihten sich auch Neonazis in den Trauermarsch ein. Ein Grund mehr für Antifa-Gruppen, sich für das Thema zu interessieren und sich an den Gegenkundgebungen zu beteiligen.

Während der Demonstration werden die unterschiedlichsten Aktionsformen ausprobiert: während die einen eine T-Shirtreihe bilden, auf der „Smash § 218“ zu lesen ist, streuen die anderen massenweise Kronkorken auf die Straße, die beim Darüberlaufen durch lautes Knirschen die Stille des Trauermarschs sabotieren. Slogans wie „Eure Kinder werden so wie wir, eure Kinder werden alle queer“ sollen den AbtreibungsgegnerInnen ironisch eine reflektiertere Form des Umgangs mit Abtreibung entgegenhalten. Grundidee der Gegendemonstration ist es allerdings, die großen weißen Holzkreuze, die zu Beginn des Trauermarschs von den AbtreibungsgegnerInnen verteilt werden, zu übernehmen, um sie in einer symbolischen Aktion an einem verabredeten Punkt in die Spree zu werfen.

Die Politik des AKLF zielt in erster Linie auf die linke Szene und im speziellen auf Antifa-Gruppen, in denen verstärkt eine queerfeministische Perspektive verbreitet werden soll. Ein erster Erfolg war die Teilnahme von Antifa-Gruppen am Demobündnis. Auch wenn die Demonstration die Hauptaktivität des AKLF darstellt, wollen sie sich nicht auf das Thema Abtreibung beschränken. Anfang letzten Jahres organisierte die Gruppe gemeinsam mit anderen die Reihe „Reclaim Feminism“, die aus Diskussionsveranstaltungen zu Themen wie Sexismus und Antisemitismus, feministischer Globalisierungskritik oder Homophobie in der Neonaziszene bestand. Im Herbst veranstaltete AKLF nach der 1.000-Kreuze-in-die-Spree-Demo eine Filmreihe zum Thema Abtreibung mit dem Titel „Remember what’s forbidden“.

In diesem Jahr plant die Gruppe neben der alljährlichen 1.000-Kreuze-Demo im Frühsommer eine Filmreihe, die einen queerfeministischen Blick auf Pornos werfen soll. Hier geht es um die Frage, wie Pornos produziert werden können, die nicht ausschließlich den männlichen Blick wiedergeben,auf welche Weise sexuelle Praktiken stigmatisiert werden und wie die Fixierung auf junge perfekte Körper entsteht.

Nachdem sich der Papst für den kommenden Herbst mit einem Deutschlandbesuch angekündigt hat, plant der AK Linker Feminismus auch zu diesem Thema im Bündnis mit anderen linken Gruppen eine bundesweite Aktionswoche. Von der genauen Gestaltung der Aktionen darf mensch sich überraschen lassen. Zoé Sona

Im Netz:

http://aklinkerfeminismus.blogsport.de http://no218nofundis.wordpress.com