: Nach vier Jahren wird ausgesiebt
betr.: „Problemzone Dorf“, „Rechtsextremismus beginnt an der Schule“, taz vom 15. 12. 06
Ich kann mir gut vorstellen, dass es einen Zusammenhang zwischen Schule und Rechtsextremismus gibt, aber ich bezweifle, dass das Problem der verstärkten Fremdenfeindlichkeit allein auf Arbeitslosigkeit oder die Angst vor dem sozialen Abstieg zurückzuführen ist. Für mich ist es eher ein Problem der Angst vor dem Unbekannten und einer Art „Suche nach einem Sündenbock“. Wenn man beispielweise Bayerns und Schleswig-Holsteins Zahlen in Bezug auf die Zustimmung zur Fremdenfeindlichkeit vergleicht, so stimmen der in Schleswig-Holstein doch etwa 10 Prozent weniger zu. Aber wirtschaftlich könnte man wohl sagen, dass Bayern etwas besser gestellt ist, und ich vermute auch, dass die Arbeitslosenzahl von Schleswig-Holstein im Vergleich der Bundesländer nicht gerade die niedrigste ist. In Ostdeutschland, sowie auch in den Dörfern kommen die Leute allerdings weniger mit ausländischen Mitbürgern in Kontakt. Sie können diese also weniger kennenlernen um festzustellen, dass sie dieselben Probleme, Anliegen, Gefühle und Fähigkeiten haben; so banal das auch klingt.
Ich vermute weiterhin, dass das Problem mit unserem Schulsystem zusammenhängt. Wir sind es gewohnt zu selektieren und einzuordnen, denn das wird uns früh in der Schule beigebracht. Es wird nicht lange versucht, ein Kind zu fördern und ihm Vertrauen in seine Fähigkeiten zu geben. Nach vier Jahren wird schon ausgesiebt. Diese „Verlierer“ mögen sich sicher später vielleicht einen Sündenbock suchen, und die „Gewinner“ fühlen sich besser als die anderen und denken, nur sie wären auf dem richtigen Weg. Damit ist der Blick für andere verstellt. Deshalb glaube ich auch, dass ein großer Schritt in der Schule gemacht werden kann. Ein Anfang wäre zum Beispiel ein respektvolleres Verhalten zwischen Lehrern und Schülern. Damit meine ich, dass auch die Lehrer versuchen müssen, die Schüler ernst zu nehmen, sie besser zu verstehen und ihnen zu vertrauen und etwas zuzutrauen, egal welcher Herkunft sie sind oder wie gebrochen deutsch sie sprechen. ELLEN KAKO, Kiel
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