Warten auf die Welle

ELBEFLUT Hochwasser erreicht Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Höher als Rekordflut von 2002

„Das ist die Ruhe vor dem Sturm“, sagt eine Anwohnerin in Alt Garge. „Aber der Deich wird schon halten“

Das Hochwasser der Elbe zieht Richtung Norden und bedroht dort mehrere Orte in Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Der Landkreis Lüneburg hat sich für den heutigen Donnerstag auf die Ausrufung des Katastrophenalarms vorbereitet. Im Wendland wurden flussnahe Straßen gesperrt, die Elbfähren haben ihren Dienst eingestellt. Bis Ende dieser Woche sollen die Wassermassen dann Schleswig-Holstein erreichen. An mehreren Pegeln dürften sogar die Marken der Fluten von 2002 und 2006 übertroffen werden.

So soll am Sonntag in der historischen Altstadt von Lauenburg das Wasser höher als beim Jahrhunderthochwasser von 2002 stehen. Dann wird Vorhersagen zufolge der Höchststand mit 8,85 Metern über Normal erwartet. 2002 lag er bei 8,70 Metern. Am gestrigen Nachmittag hatte die Elbe am gegenüber liegenden Pegel Hohnstorf bereits 8,20 Meter erreicht. In der Lauenburger Unterstadt waren gestern trotz Sandsackwällen und zehn Meter hoher mobiler Flutwände schon etliche Keller durch hoch gedrücktes Grundwasser vollgelaufen.

Am Pegel im niedersächsischen Neu Darchau werden am Sonntag 7,30 Meter erwartet, nur wenige Zentimeter weniger als vor vier Jahren. Dennoch herrscht im benachbarten Alt Garge keine Panik. Hier klaffte bis zum vorigen Wochenende die letzte Lücke im niedersächsischen Deichsystem entlang des großen Stromes. Jetzt sollen zwei provisorische Wälle aus Sand die rund 60 bedrohten Häuser schützen.

„Das ist die Ruhe vor dem Sturm“, sagt eine Anwohnerin. Ihr Haus steht direkt hinter dem mit Planen gesicherten und etwa vier Meter hohen Schutzwall. „Das zerrt schon an den Nerven, aber wir haben alles getan, was wir tun können.“ Jetzt müsse man abwarten: „Der Deich wird schon halten.“  (dpa/taz)