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Archiv-Artikel

SÜSSE FEIGEN

Türkische Bioware

„Kleine Feigen sind besonders köstlich.“ Atila Ertem, Geschäftsführer von Rapunzel-Türkei, muss es wissen. Der charismatische Agrarökonom hat in der Türkei für die Allgäuer Naturkostfirma Rapunzel den ökologischen Landbau aufgebaut. Das war vor 20 Jahren. Inzwischen schickt Ertem jährlich an die 3.500 Tonnen Trockenfrüchte auf die Reise nach Deutschland. Weihnachten ohne Feigen, Aprikosen, Rosinen und Nüsse? Nicht auszumalen.

Ficus carica ist ein zehn Meter hoher Baum mit ledrigen, gelappten Blättern, der seit Jahrtausenden im Mittelmeerraum zu Hause ist. Alle antiken Hochkulturen schätzten die Feige als Delikatesse. Frisch sieht die gelbe oder violette Feige wie eine kleine, perfekt geformte Birne aus. Getrocknet und platt gepresst ist die schrumpelige grau-braune Frucht für das Auge eher eine Beleidigung. Aber der Biss in das klebrige dunkle Fruchtfleisch entschädigt für alles. Die Feigen von Rapunzel stammen aus der Region von Aydin – dem Hauptanbaugebiet für Feigen in der Türkei.

Die Biofeigengärten befinden sich in den Bergen fernab von Zivilisation und Abgasen. Unter strahlend blauem Himmel tanzen die reifen Früchte an den Bäumen im Wind. Wenn sie runterfallen, werden sie von den Bauern aufgesammelt und auf Holzgittern mehrere Tage lang in der Sonne zum Trocknen ausgebreitet. Anschließend werden sie in einem Lagerzentrum in Ören schockgefroren. Das muss sein, um die Insekten abzutöten. Danach wird jede einzelne Frucht von Hand unter UV-Licht auf Pilzkrankheiten untersucht. Bevor es auf den Transport in die Bioläden geht, gibt es noch ein Bad in einer Meersalzlösung.

Feigen geben den Speisen eine besondere Note und verfeinern die Backwaren. Nicht umsonst waren sie im antiken Griechenland das Symbol für Rausch und Lebensfreunde. Vom römischen Koch Apicius heißt es, er habe seine Schweine mit Feigen gefüttert, um das Fleisch zur Vollendung zu bringen.

Die Feigenbauern von Aydin halten es wie die Landbevölkerung seit Hunderten von Jahren: Die vitamin- und mineralstoffhaltigen Früchte sind ihr wichtigster Wintervorrat. Auch im Büro von Rapunzel-Chef Ertem in Ören steht immer ein Teller mit Trockenfrüchten bereit. Lieber eine Feige essen, statt Zucker in den Tee zu tun, lautet das Lebensmotto des 52-Jährigen. Feigen seien nicht nur gesund und gut für die Verdauung, sagt Ertem, „wir nennen sie auch türkisches Viagra“. PLUTONIA PLARRE

www. rapunzel.de