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Archiv-Artikel

Gabenberge unterm Weihnachtsbaum

357 Euro pro Kind lassen sich Deutschlands Eltern die Geschenke kosten – das ist weit mehr als im Jahr zuvor

BERLIN taz ■ Sie kaufen die Geschenke gleich stapelweise: Deutschlands Eltern ist für ihren Nachwuchs nichts zu teuer. Im Schnitt legten sie jedem Kind Präsente im Wert 357 Euro unter den Tannenbaum. Selbst Säuglinge werden üppig beschenkt, ermittelte jetzt eine repräsentative Umfrage der Gesellschaft für Erfahrungswissenschaftliche Sozialforschung (Gewis) unter 1.054 Müttern.

Schon Babys erhalten Plüschtiere, Mützchen und Co. im Wert von 183 Euro. Kommt der Nachwuchs dann ins Playstation-Alter, steigt die Summe kräftig an: Bei Teenagern liegt der Gegenwert von 441 Euro unterm Tannenbaum. Selbst Eltern, die nicht so viel verdienen, greifen tief in den Geldbeutel: Das ärmste Viertel der Befragten gab im Schnitt immerhin 263 Euro aus, das reichste Viertel war mit 427 Euro dabei.

Und dies sind nur die Summen, die die Eltern selber für Präsente aufwenden. Hinzu kommen die Gaben, die Verwandte und Freunde dem Kind bescheren. Nach Expertenmeinung steigt auch diese Summe an – weil bei einer Geburtenrate von nur noch 1,3 Kindern pro Frau immer mehr Erwachsene die wenigen Kinder beschenken. Längst hat die Branche auf den gewinnträchtigen Markt reagiert. Boutiquen bieten Teures fürs Kind vom Designerlätzchen bis zur handgenähten Tasche. Und auch das Sortiment der Spielwarengeschäfte hat sich seit den Neunzigern verdoppelt.

„2006 war eine Bombenstimmung in Deutschland, deshalb werden absurde Geldbeträge ausgegeben“, sagt Werner Michael Habermehl, Vorstandsvorsitzender von Gewis. Seit mehreren Jahren beobachtet sein Institut das Kaufverhalten zur Weihnachtszeit. In diesem Jahr waren die Eltern demnach besonders spendabel. 2005 lag die Summe, die im Schnitt verschenkt wird, noch bei 319 Euro – ein auch im langjährigen Vergleich niedriger Wert, den Habermehl auf die „damals schlechte Stimmung“ zurückführt.

Dass Eltern dieses Jahr derart viel für Geschenke ausgeben, liegt auch an den Trends auf den Wunschzetteln. Begehrt ist nach Branchenangaben teure Elektroware wie das Handy oder der iPod. Doch auch fürs Kleinkind erwerben Eltern häufig elektronisches Lernspielzeug – vom batteriebetriebenen Zahlen-Trainer bis zum Computer mit Bärenohren, der dem Nachwuchs Wörter vorspricht. „Deutsche Eltern gehören zu den reichsten in Europa. Und sie geben ihr Geld eben gerne fürs Kind aus“, sagt Habermehl. COS, POI

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