„Eine große Bereicherung“

FEST Arbeiterwohlfahrt, Rat für Integration und Zuflucht e.V. begehen den Flüchtlings-Welttag

■ 52, Sozialpädagogin und Mediatorin, seit 2003 Geschäftsführerin des Vereins „Zuflucht – ökumenische Ausländerarbeit“.

taz: Frau Ratsch-Menke, heute ist Welttag der Flüchtlinge – und Sie veranstalten ein Fest?

Britta Ratsch-Menke: Ein Festprogramm. Das heißt nicht, dass wir nur feiern würden. Es gibt auch eine Diskussion zum Thema Kirchenasyl.

Das gerät immer stärker unter Druck?

Das lässt sich schwer sagen: Wahr ist, dass es immer häufiger in Anspruch genommen wird, wegen der wachsenden Zahl sogenannter Dublin-Rückführungen, also von Menschen, die nach Deutschland kommen, aber zuerst in einem anderen Staat in die EU gelangt sind – und in den sie wieder abgeschoben werden sollen.

etwa nach Italien, wie im Fall der Hamburger Lampedusa-Flüchtlinge: Da wirkte der Ton des Innensenators gegenüber der Kirche schon außergewöhnlich schroff.

Es gibt kein Recht auf Kirchenasyl: Das ist immer ein Akt des zivilen Widerstands der Gemeinde, auf den die staatlichen Stellen sehr unterschiedlich reagieren. Es kann sein, dass wir da in Bremen momentan in einer etwas besseren Situation sind als in Hamburg.

und das ist Grund zu feiern?

Nein, sicher nicht. Wir veranstalten ein Fest – auch um Menschen zusammenzubringen, die noch nicht so viel mit dem Thema zu tun hatten. Wir glauben, die können wir besser gewinnen, wenn wir sie anders ansprechen.

Auch um den eigenen Blick zu erweitern?

Auf alle Fälle: Eine junge Afghanin, die ich aus unserer Arbeit hier kenne, hat mir erzählt, wie schrecklich sie es findet, von jedem immer auf das Schlechte angesprochen zu werden, den Krieg und die Gewalt in der Heimat.

Wir sehen das Problem und nicht, …

… dass es Menschen sind, die zu uns kommen, denen man begegnen, mit denen man Kontakt haben und zusammen leben kann. Dabei ist das ja eine große Bereicherung. Deshalb ist mir auch wichtig, dass unser Programm Teil des Ausstellungsprojekts „Aufbruch in die Utopie“ ist, das eine Brücke schlägt zur Amerika-Auswanderung. Das macht klar, dass es so lange noch gar nicht her ist, dass Menschen aus Deutschland auswandern und fliehen mussten. interview: bes

Festprogramm zum Welt-Flüchtlingstag: Kulturkirche St. Stephani, 17 bis 22 Uhr