: Ein Label als Signal und Versprechung
LANDWIRTSCHAFT Das Land Bremen darf sich „gentechnikfreie Region“ nennen. Zutreffend ist das nur teilweise
Als erstes Bundesland bekommt Bremen vom Umweltverband BUND das „Label“ gentechnikfreie Region verliehen – sieben Jahre nach Beginn einer entsprechenden Initiative. Das heißt aber nicht, dass dort tatsächlich weder gentechnisch veränderte Saatgüter oder Futtermittel verwendet werden. Die grüne Umweltpolitikerin Karin Mathes sprach dennoch von einer „unheimlichen Signalwirkung“.
Rund 200 LandwirtInnen gibt es im Land, gemeinsam bewirtschaften sie knapp 8.500 Hektar. 106 von ihnen haben jetzt eine freiwillige Selbstverpflichtung unterschrieben, „wissentlich kein gentechnisch verändertes Saat- oder Pflanzengut“ zu verwenden. Sie leben zumeist von der Milchviehhaltung und haben zusammen eine landwirtschaftlich genutzte Fläche von rund 5.600 Hektar. Damit wurde der für das Label erforderliche Mindestanteil von 66 Prozent gerade eben erreicht. Das niedersächsische Umland ist nicht einbezogen – allerdings gibt es dort den Grünen zufolge derzeit keine Versuchsfelder mit gentechnisch veränderten Pflanzen.
Da die Erklärung der LandwirtInnen vertraulich behandelt wird, ist von außen nicht zu erkennen, welcher Betrieb sich verpflichtet hat und welcher nicht. Das Label gilt für alle gemeinsam, nicht für den einzelnen Betrieb. Ob man sich dort an die eigene Zusicherung hält, wird nicht kontrolliert.
Nur ein Teil der LandwirtInnen hat sich selbst verpflichtet, auch auf gentechnisch veränderte Futtermittel zu verzichten. Wie viele das sind, ist unklar: Entsprechende Zahlen werden nicht veröffentlicht. Gerade der verfütterte Soja, sagt Landwirt Bernhard Kaemena, sei aber ganz überwiegend „verseucht“: Es gebe kaum gentechnisch nicht verändertes Soja. Zugleich sei es aber „ein wichtiger Eiweißträger“, sagt Kaemena, der einen bio-zertifizierten Milchbetrieb mit 60 Kühen, einer hofeigenen Eisdiele und Gästezimmern betreibt. Alternative Futtermittel wären oft teurer – ohne das dafür im Absatz höhere Preise erzielt werden könnten.
In Deutschland gibt es derzeit 115 – mehrheitlich kleinräumige – Regionen, die sich gentechnikfrei nennen dürfen, drei davon in Niedersachsen, vier in Schleswig-Holstein, darunter die Insel Pellworm. mnz