piwik no script img

Archiv-Artikel

Senat gibt den Wachtmeister Dimpfelmoser

KULTURPOLITIK Opposition wirft dem Senat vor, bei der Kündigung des Puppentheaters Hans Wurst Nachfahren geschlafen zu haben. Staatssekretär Renner kündigt Notfallfonds für Kleinbühnen an

Die Oppositionsparteien im Abgeordnetenhaus haben der Regierung aus SPD und CDU schwere Fehler wegen der Kündigung des Kinder- und Puppentheaters „Hans Wurst Nachfahren“ vorgehalten. Nach Ansicht von Wolfgang Brauer, kulturpolitischem Sprecher der Linksfraktion, „weiß der Senat seit 2013, dass das renommierte Theater am Winterfeldtplatz Probleme hat“. Es sei daher unverständlich, dass sich das Land „nicht stärker engagiert hat, um die wichtige Bühne zu erhalten“, so Brauer am Montag im Kulturausschuss. Er forderte den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit sowie Kulturstaatssekretär Tim Renner (beide SPD) auf, „alles zu tun, den Kulturstandort in Schöneberg zu sichern“.

Barbara Kilian, Leiterin des Puppentheaters, hatte in der vergangenen Woche bekannt gegeben, dass der neue Hausbesitzer die Theaterräume zum Ende der Spielzeit 2014 gekündigt hatte. Damit steht die Bühne nach über 30 erfolgreichen Jahren vor dem Aus. Zuletzt hatte das Schöneberger Theater über 25.000 Besucher jährlich. Der neue Eigentümer der Immobilie hatte angekündigt, dass er die Flächen für andere Nutzungen verwenden möchte.

Sabine Bangert, Kulturexpertin der Grünen, hielt dem Senat ebenfalls vor, den Rauswurf verschlafen sowie ein Vorkaufsrecht nicht geltend gemacht zu haben. „Wie kann das so schief gehen?“, polterte Bangert. Sie verlangte von Renner, nach Ausweichquartieren zu suchen, um den Fortbestand des Theaters zu garantieren.

Kulturstaatssekretär Renner wies die Vorwürfe zurück, das Land habe sich nicht für die Interessen der Bühne eingesetzt. Man habe versucht, auf den Verkauf der Immobilie 2014 Einfluss zu nehmen. Weil aber der Preis „über dem Verkehrswert“ gelegen habe, sei eine „kurzfristige Einigung nicht möglich gewesen“. Dem hohen Preis hätten der Finanzsenator und das Parlament zustimmen müssen, so Renner. Auch eine andere „Location“ in Moabit sei im Gespräch gewesen. Schließlich habe das Land eine „Übergangsfrist bis zum Ende der Spielzeit 2015“ mit dem Eigentümer ausgehandelt.

Renner kündigte einen „Notfallfonds“ an, um bei zukünftigen möglichen Theaterschließungen schneller reagieren zu können. Ob und welche Zukunft Hans Wurst Nachfahren noch haben, ließ er offen. ROLF LAUTENSCHLÄGER