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Archiv-Artikel

ISRAEL: EINE ISRAELISCHE TV-SATIRE-SENDUNG INS NÄCHSTE JAHR RETTEN Nicht päpstlicher als der Papst sein

Gerade mal ein Jahr im Amt, ist Angela Merkel im Nahen Osten längst kein unbeschriebenes Blatt mehr. Wer nicht ihren überzeugenden und bewegten Auftritt in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem verfolgte, als sie unmittelbar im Anschluss an die Wahlen in Israel nach Jerusalem eilte, und wer die deutsche Kanzlerin nicht aufgrund ihres außenpolitischen Kurses schätzt, der kennt sie in Israel aufgrund ihrer regelmäßigen Auftritte in der Satireshow „Das fantastische Land“, die jeden Freitagabend im Fernsehen läuft.

Nachdem sie während eines Badeausflugs unglücklicherweise zum Opfer der Paparazzi wurde, die gewisse Körperteile von ihr ablichteten, avancierte Angela Merkel vorübergehend gar zum Star der Sendung. In Person gesetzt wurde sie von einem israelischen Komödianten, der stets mit schwerem deutschen Akzent Frau Merkel mal sehr freundlich mit israelischen Politikern im Gespräch zeigte, oder aber sie – dem Stereotyp des bösen Deutschen entsprechend – diktatorisch-hysterisch ins Telefon brüllen ließ.

Die deutschen Bemühungen zur Rettung Israels werden durchaus wahrgenommen, wenngleich mitnichten nur mit Dankbarkeit. So fanden manche, dass sich die Kanzlerin nach dem Wahlsieg der palästinensischen Hamas fast päpstlicher als der Papst verhielt, als sie die israelischen Bedingungen für den Transfer von Geldern und einen erneuten Dialog praktisch im Wortlaut übernahm. Denn in Israel selbst fragen sich kritische Stimmen nun schon seit geraumer Zeit, ob die Forderungen nicht etwas zu hoch gehängt wurden, als man die Hamas um eine Anerkennung Israels bat, und ob nicht mit einem früheren Gesprächsangebot an die Palästinenser die blutigen Entwicklungen der letzten Monate hätten aufgehalten werden können.

Weniger debattiert wird in Israel der Einsatz der deutschen Marine vor der Küste des Libanons, über deren Sinn und Unsinn sich allerdings auch streiten lässt. Inwieweit die Friedenstruppen ihre Mission, den Waffenschmuggel zu unterbinden, tatsächlich erfüllen können, ist noch immer ungeklärt. Aber wenigstens verbucht die israelische Führung den Einsatz der deutschen Truppen als einen Erfolg des Libanonkriegs. Ihrem Amtskollegen in Jerusalem griff Merkel damit rettend unter die Arme. Aber ob Kanzlerin Merkel damit auch den Nahen Osten rettet? Zumindest den israelischen Slapstick aber könnte sie gern auch wieder über das kommende Jahr 2007 retten.

SUSANNE KNAUL, JERUSALEM