: Baggern oder Boxen?
Der Hamburger Sportbund will die Sportschule Sachsenwald als Bauland verkaufen. Interesse an einem Kauf hätte der Universum Box-Stall – allerdings, um die Einrichtung für den Sport zu nutzen
von RALF LORENZEN
Seit 1. Januar 2007 sind die Tore der traditionsreichen Sportschule Sachsenwald in der Gemeinde Wentorf bei Hamburg geschlossen – aber die Zukunft der Einrichtung scheint so offen wie lange nicht mehr. Die Pläne des Hamburger Sportbundes (HSB), das Gelände als Bauland zu verkaufen, werden von mehreren Seiten kritisiert: Zahlreiche Sportverbände unter Führung des Amateur-Boxverbandes sind gegen den Verkauf, für den 13. Januar ruft eine Bürgerinitiative zu einer Demonstration auf und auch Wentorfs Bürgermeister Matthias Heidelberg (CDU) will die Sportschule erhalten. Als möglicher Käufer hat der Universum Box-Stall Interesse angemeldet, was den Kritikern des Verkaufs entgegenkommt: Universum-Chef Klaus-Peter Kohl würde die Einrichtung weiterhin für den Sport nutzen, ein Verkauf des Geländes als Bauland wäre damit verhindert.
Verkaufen wolle der Hamburger Sportbund die Sportschule Sachsenwald aufgrund eines jährlichen Defizits von mehr als 200.000 Euro und einem Modernisierungsstau von 2 Millionen Euro, sagt HSB-Präsident Günter Ploß. „Die Schule ist seit Jahren nur zu 40 bis 45 Prozent ausgelastet.“ Mit dem Verkaufserlös will der HSB eine Stiftung zu Gunsten des Hamburger Sports gründen.
Nach Ansicht von Boxverband-Präsident Olaf Jessen sei die Unterbelegung kein Wunder: „Man hat versäumt, die Sportschule zu bewerben.“ Jessen wirft dem HSB vor, die Sportschule systematisch kaputt zu fahren und sagt: „Rund um Hamburg gibt es keine andere Möglichkeit, für kleines Geld so optimale Kinder- und Jugendarbeit zu machen.“
Um die Belegung von Sachsenwald zu erhöhen, hatte der Boxverband die Universum Boxpromotion als Nutzer angeworben: Seit April hat Universum die Sportschule mit rund 1.000 Übernachtungsbuchungen, Trainingsaufhalten und einer großen Boxveranstaltung belegt. Bei seinem Kaufvorhaben fühlt sich Universum-Chef Klaus-Peter Kohl vom HSB hingehalten: Nachdem ein für Ende Dezember vorgeschlagener Gesprächstermin vorverlegt wurde und ihm eine für Oktober angekündigte Machbarkeitsstudie noch nicht vorliegt, warf Kohl dem Verband ein „Possenspiel“ vor und spitzte seine Kritik in der Frage zu: „Wird die Sportschule Sachsenwald geopfert, um mit deren Grund und Boden einem lukrativen Spekulationsobjekt für Bau-Haie den Weg zu bahnen?“
HSB-Präsident Günter Ploß ist erzürnt über solche Unterstellungen und wirft Kohl, der der Gesprächseinladung zum veränderten Termin nicht folgte, seinerseits vor, sich nicht an Vereinbarungen zu halten. „Ich hatte um Rückruf gebeten. Es ist nicht erfolgt. Ich bin es leid, von Leuten, die angeblich mit einem zusammenarbeiten wollen, ständig in der Öffentlichkeit madig gemacht zu werden,“ sagt Ploß.
Unstrittig ist, dass es bereits Gespräche über eine mögliche Umwandlung des Geländes in Bauland gab und dass der HSB bereits mit Kaufinteressenten geredet hat. „Es gibt aber weder Verträge noch Vorverträge,“ sagt Ploß. Eine Ausweisung in Bauland, für die die Gemeinde Wentorf zuständig ist, würde den Wert des Grundstücks Schätzungen zufolge bis auf das 6-fache erhöhen.
Für den Sprecher der Wentorfer Bürgerinitiative „Wachstum mit Augenmaß“ Jürger Dobert, bleibt das Geschäftsgebaren des HSB undurchsichtig: „Meines Wissens hat es bisher keine öffentliche Ausschreibung für das Objekt gegeben. Da stellt sich doch die Frage, wie die Interessenten mit dem HSB in Kontakt gekommen sind?“
Viele Hoffnungen ruhen nun auf der Machbarkeitsstudie, die dem HSB jetzt vorliegt. Günter Ploß hält sich jedoch bedeckt. „Wir prüfen im Augenblick, ob die Vorschläge eine realistische Grundlage bieten. Es müssen bestimmte Bedingungen erfüllt sein. Dazu gehört eine Vollbelegung.“ Klaus-Peter Kohls Bitte nach Zusendung der Machbarkeitsstudie will Hamburgs Sportchef nicht nachkommen. „Die bringen wir mit, wenn wir uns treffen.“
Kohl hat seinerseits beim Katasteramt Lübeck einen Antrag auf ein Wertgutachten des Objekts gestellt – für eine Weiternutzung als Sport- und Grünfläche. Ploß ist verärgert: „Dafür braucht er unsere Genehmigung. Wenn Herr Kohl mit dem ZDF bei seinem Medienvertrag genauso umgegangen wäre, dann wäre er vor die Tür gesetzt worden.“