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Archiv-Artikel

„Falsche Verbrauchsdaten“

VORTRAG Eine Energieberaterin hilft bei der Frage „Lohnt sich ein Gas- und Stromanbieterwechsel?“

Von SCHN
Inse Ewen

■ 51, ist seit 30 Jahren Umweltberaterin und seit 2007 bei der Verbraucherzentrale Bremen als Energieberaterin tätig.

taz: Frau Ewen, die Frage, ob sich ein Strom- oder Gasanbieterwechsel lohnt, ist doch eher eine rhetorische, oder?

Inse Ewen: Eben nicht. Viele Menschen wissen nämlich gar nicht, dass sie bei der SWB Fördergelder bekommen, wenn ich eine neue Heizungsanlage einbauen lasse oder wenn ich mir ein Erdgas-Fahrzeug anschaffe – das gibt’s bei anderen Anbietern nicht. Oder bei Strom: Die SWB zahlt für jedes neue, energieeffiziente Haushaltsgerät 25 Euro – auch das macht ein anderer Anbieter nicht.

Es gibt Vergleichsportale im Internet, Verivox beispielsweise. Bieten die genug Orientierung?

Einschränkungen und Förderprogramme sind dort nicht aufgeführt. Und viele Verbraucher lesen leider ihre Stromrechnung nicht richtig und geben dort falsche Verbrauchsdaten ein.

Wie kann das passieren?

Indem man nur auf den Verbrauch schaut, der auf der Rechnung steht, nicht aber, in welchem Zeitraum der zustande gekommen ist. Das kann zu bösen Überraschungen führen.

Führen die Vergleichsportale auf, woher der Strom der alternativen Anbieter kommt?

Auch hier ist eine Schwachstelle. Ökostrom sollte immer zertifiziert sein und ein Label wie „Okay Power“ oder ein TÜV-Zertifikat haben – darauf wird fast nie hingewiesen. Übrigens sind Ökostrom und gas schon lange nicht mehr teuer, im Gegenteil: die Anbieter sind oft günstiger als die SWB. Solche Infos gibt es aber in der Anbieterliste der Verbraucherzentrale.

Wenn man Aspekte wie Fördergelder berücksichtigt: Ist Energie bei der SWB denn wirklich teurer als bei anderen Anbietern?

Es gibt günstigere Anbieter – es gibt aber auch teurere. Wir merken aber oft, dass SWB-Kunden in den falschen Tarifen sind und nicht darüber informiert werden, dass es günstigere SWB-Verträge gibt. Das finde ich sehr ärgerlich.

Stimmt es, dass es eine „schwarze Liste“ gibt, nach der Kunden nicht wieder zurück zur SWB dürfen, wenn sie einmal den Anbieter gewechselt haben?

Nein. Viele vor allem ältere Kunden – von denen übrigens immer mehr den Energieversorger wechseln – glauben das, aber da ist nichts dran. Die SWB nimmt jeden zurück.  INTERVIEW: SCHN

10 Uhr, Verbraucherzentrale, Altenweg 4