Spätes Job-Wunder
: Die gefälschte Statistik

Nordrhein-Westfalens CDU-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann jubelt: „Ein gutes Jahr für den Arbeitsmarkt“ sei 2006 gewesen. Landeswirtschaftsministerin Christa Thoben klingt ähnlich. „Besser kann die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt kaum sein“, lässt die Christdemokratin erklären. Und tatsächlich hört sich die Bilanz der Arbeitsverwaltung bestens an. Erstmals in einem Dezember seit 1948 sei die Zahl der Arbeitssuchenden gefallen. Doch wer genauer hinschaut, muss schnell feststellen: Die Jubelmeldungen haben keinerlei Substanz. Sie basieren bestenfalls auf einer selektiven Wahrnehmung der Wirklichkeit – oder auf einer allzu plump gefälschten Statistik.

KOMMENTAR VONANDREAS WYPUTTA

Denn Minister Laumann selbst freut sich über „165.000 neue sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze“, aber über nur „123.000 Arbeitslose weniger“. Nimmt man die mehr als 50.000 in Ein-Euro-Jobs geparkten Arbeitssuchenden genauso hinzu wie diejenigen, die sich gar nicht mehr bei der Arbeitsverwaltung melden, weil sie sowieso keine Ansprüche geltend machen können – dann wird schnell klar, wie der Arbeitsmarkt wirklich tickt: Reguläre Beschäftigung wird immer seltener. Verstärkt wird dagegen das Prekariat, von schlechten Ein-Euro-Scherzen bis hin zu mies bezahlter, aber immerhin sozialversicherungspflichtiger Leiharbeit.

Wie die christdemokratischen Granden Thoben und Laumann da jubeln können, bleibt ihr Geheimnis. Mögen die Schlagzeilen auch gut klingen: Im Regen stehen Arbeitssuchende genauso wie noch beschäftigte Arbeitnehmer. Selbst wenn sie hochflexibel bleiben, werden ihnen künftig oft zwar sozialversicherungspflichtige, aber schlecht bezahlte Jobs angeboten werden. Dieser Reallohnverlust jedoch bedeutet sinkende Sozialtransfers und damit letztendlich Altersarmut. Gute Nachrichten klingen anders.