: Nur Wärme ist noch nicht öko genug
Erneuerbare Energien legen in allen Bereichen weiter zu. Beim Strom beträgt ihr Anteil schon 11 Prozent
BERLIN taz ■ Zehn Millionen Haushalte könnten mittlerweile ihren Strom-, Wärme- und Kraftstoffbedarf ökologisch korrekt decken. „Das entspricht dem Gesamtverbrauch Hessens“, sagte Milan Nitzschke, Geschäftsführer des Bundesverbandes Erneuerbare Energie (BEE) gestern in Berlin. Die Branche meldete einen neuen Rekord: 202,5 Milliarden Kilowattstunden Energie wurden im vergangenen Jahr durch erneuerbare Rohstoffe erzeugt. Und weil weiterhin neue Anlagen gebaut oder alte durch effektivere ersetzt werden, dürfte der Anteil der erneuerbaren Energien auch 2007 steigen.
Gut 11 Prozent des Stroms wird mittlerweile in Deutschland ökologisch erzeugt, der Anteil der Biokraftstoffe liegt bei 5,4 Prozent. Damit dürften die Vorgaben der Europäischen Union erreicht werden, die bis 2010 einen Ökostrom-Anteil von 12,5 Prozent und beim Biosprit 5,75 Prozent fordert. Gerade der letztgenannte Bereich hat 2006 ein besonders starkes Wachstum verzeichnet – eine Konsequenz aus der neuen Gesetzgebung, die Mineralölgesellschaften zur Beimischung von Biosprit verpflichtet.
Vergleichsweise wenig gewachsen ist hingegen der Wärmebereich. 6,2 Prozent der in Deutschland verbrauchten Wärme stammt aus Bioenergie, Solar- und Geothermie, im Jahr davor waren es 5,9 Prozent. Damit bleibe dieser Sektor unter seinen Möglichkeiten, sagte BEE-Präsident Johannes Lackmann. Der Grund seien politische Rahmenbedingungen, die anders als beim Erneuerbaren-Energien-Gesetz keine langfristigen Planungen ermöglichten.
Lackmann forderte ein Wärmegesetz für erneuerbare Energien. Denn nirgendwo sonst lasse sich der Ausstoß von klimaschädlichem CO2 so billig und schnell reduzieren wie beim Heizen. Dennoch wurden 2006 im gesamten erneuerbaren Energiebereich 99 Millionen Tonnen CO2 eingespart. An der Strombörse hätte diese Menge einen Wert von 1,5 Millionen Euro.
Auch an einer anderen Stelle wünscht sich die Branche Unterstützung aus der Politik. So berichtet Lackmann von „Erbsenzählerei“ und langwierigen Genehmigungsverfahren beim Bau von Wasserkraftwerken oder dem Ersatz von alten Windmühlen durch größere neue. Dabei würden die Behörden oft die unberührte Natur als Vergleichsmaßstab nehmen. Das sei falsch. Denn die Alternative sei nicht der Verzicht auf neue Kraftwerke, sondern die Frage, ob woanders ein Kohlekraftwerk gebaut werden muss. STEPHAN KOSCH
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