: Hamburgische Hängepartie
HANDBALL Mit Ächzen und Würgen könnte der HSV Hamburg in der Bundesliga bleiben – sicher ist das nicht
Was soll man bloß zu dieser Geschichte sagen? Ist es mit lachhaft getan? Nein, das wäre zu milde. Was sich die Handball-Bundesliga (HBL) im Fall des HSV Handball erlaubt hat, ist eine Farce, die einfach nicht enden will: In zwei Instanzen war dem verschuldeten Hamburger Klub von der HBL-Lizenzierungskommission die Teilnahme an der kommenden Bundesliga-Spielzeit verweigert worden – wegen der Finanzen.
Alles schien klar: Der HSV hätte in der Drittklassigkeit einen Neustart hinlegen müssen. Und der Tabellen-Drittletzte HBW Balingen-Weilstetten, eigentlich aus sportlichen Gründen abgestiegen, wäre in der Bundesliga geblieben.
„Schlag ins Gesicht“
Die Hamburger riefen das Schiedsgericht an, weil sie Verfahrensfehler bei der Lizenzierung bemängelten – und bekamen Recht: Laut Urteil hätte die HBL dem Verein die Lizenz unter harten Auflagen erteilen müssen. So findet sich der HSV plötzlich doch in der Bundesliga wieder, Balingen-Weilstetten nicht mehr. Und noch zwei Vereine sind betroffen: Die MT Melsungen darf nun doch nicht im EHF-Pokal spielen – ihren Platz hat jetzt wieder der HSV inne. Und die doch abgestiegenen Balinger verdrängen wiederum die HG Saarlouis aus der 2. Liga.
Die kleinen Klubs wittern eine „Lex HSV“, eine Bevorzugung des Großen, weil der Liga der Standort Hamburg wichtig sei. So flog HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann zu Beginn der Lizenzquerelen zusammen mit HSV-Mäzen Andreas Rudolph nach Mallorca.
„Irgendetwas stimmt da nicht“, sagte Melsungens Trainer Michael Roth nach dem Urteil des Schiedsgerichts. „Alle Vereine betreiben einen Riesenaufwand, um die Lizenzauflagen zu erfüllen. Das bekommt den Anschein, die Großen bekommen noch ihre Chance.“ Von einem „Schlag ins Gesicht“ sprach auch Balingens Geschäftsführer Bernd Karrer. „Die Glaubwürdigkeit des deutschen Handballs leidet unheimlich darunter.“
Der HSV nimmt dies in Kauf. Allerdings ist sein Erfolg nur ein befristeter: Bis morgen muss der Verein Liquidität in Höhe von 4,5 Millionen Euro nachweisen – sonst ist die Lizenz wieder dahin. Dann könnten die Hamburger es in der 3. Liga versuchen – oder sich aus dem Vereinsregister streichen lassen.
Nach Sponsorenzuwendungen, Gehaltsverzicht der Spieler, Ablösesummen für Profis und neuen Kommanditisten-Einlagen sind noch knapp 1,4 Millionen Euro offen. Der HSV benötigt jemanden, der in einem formalen Schreiben eine Garantie-Erklärung für den Betrag abgibt. In Frage kommt dafür wohl nur der erwähnte Andreas Rudolph.
Bislang allerdings sieht sich der 59 Jahre alte Medizintechnikunternehmer nicht in der Rolle des Retters. Er habe „kein Amt“, sagte Rudolph dem NDR, „und lehne es ab, immer die Verantwortung zu haben“.
Die Kleinen wollen klagen
Sollte das Geld bis morgen, 17 Uhr, da sein, ginge die Sache trotzdem in eine weitere Runde: Dann wollen die Vereine aus Balingen-Weilstetten, Melsungen und Saarlouis klagen. GÖR