UNTERM STRICH

Die Koalition der freien Szene in Berlin warnt vor einer Existenzkrise der Bühnen. „Immer mehr Theater sind von Schließungen bedroht“, sagte Sprecher Christophe Knoch der Nachrichtenagentur dpa. Die künstlerische Entwicklung sei sehr gut gewesen, aber die Finanzen seien schlechter geworden, bilanzierte Knoch zum Ende der Spielzeit. „Die Mieten steigen für alle Bürger.“

Die Fördergelder halten aus seiner Sicht nicht mit den Kosten für die Produktionen mit. Berlin verliert ihm zufolge an Attraktivität: „Es gibt viele Leute, die hier abwandern“, sagte Knoch. Dem neuen Kulturstaatssekretär Tim Renner hält er zugute, dass dieser verstanden habe, wie wichtig Räume seien.

Ein Beispiel für ein Theater vor dem Aus: Nach 33 Jahren kündigte die Puppenbühne Hans Wurst Nachfahren an, die kommende Spielzeit werde die letzte sein, das Haus sei nun verkauft worden, der neue Besitzer habe damit andere Pläne. Am Zuspruch hat es laut Theatergründerin Barbara Kilian nicht gelegen. Zuschauer zu gewinnen sei nicht das Problem, sagte auch Knoch. „Die Menschen kommen.“ Das zeigten Häuser wie das Ballhaus Ost, das Hebbel am Ufer oder die Sophiensæle.

Renner hob die wichtige Rolle der freien Kunst- und Kulturszene für den Aufschwung und das Image der Stadt hervor. Berlin unterstütze die Szene insgesamt mit jährlich knapp 30 Millionen Euro. Dennoch sei die freie Szene unter Druck, räumt der ehemalige Musikmanager ein. „Berlin muss aufpassen, durch höhere Mieten und Lebenshaltungskosten nicht diejenigen zu vertreiben, die den Boom möglich gemacht haben.“ Damit hat er wohl recht.

Gewaltbereite russisch-orthodoxe Christen haben in Moskau und Nowosibirsk gegen geplante Auftritte des US-Gruselrockers Marylin Manson protestiert. In der russischen Hauptstadt platzte ein Konzert wegen einer Bombendrohung, wie Manson im Kurznachrichtendienst Twitter mitteilte. Moskauer Medien berichteten am Samstag, dass Tausende Fans am Vorabend enttäuscht abziehen mussten.

Die Polizei bestätigte, dass ein anonymer Anrufer vor einer Bombe gewarnt habe. Der bei einem Rockfestival geplante Auftritt auf dem Ausstellungsgelände WDNH wurde abgesagt. Manson veröffentlichte ein Foto bei Twitter mit dem Text: „Bombendrohungen haben unsere Show in Moskau verhindert, als wir gerade auftreten wollten.“ Der Musiker kritisierte auch, dass Menschen, die meinten, dass Musik Gewalt erzeuge, selbst auf das Mittel zurückgriffen. Ein russisch-orthodoxer Aktivist brüstete sich bei Twitter damit, einen Manson-Musiker vor einem Hotel mit Eiern beworfen zu haben. In der sibirischen Stadt Nowosibirsk setzten Manson-Gegner durch, dass ein Konzert der Gruppe abgesagt wurde. Sie warfen dem Musiker vor, abartig zu sein und die russische Jugend zu verderben. Menschenrechtler zeigten sich besorgt angesichts einer zunehmenden Feindlichkeit in Russland gegenüber westlicher Kultur.

Literaturnobelpreisträger Günter Grass hat nach dem Protest von Schriftstellern gegen die NSA-Überwachungspraxis Kanzlerin Angela Merkel scharf kritisiert. „Bis heute haben sie keine Antwort von der Bundeskanzlerin. In diesem Schweigen drückt sich eine skandalöse Missachtung der Autoren und ihrer Unterstützer aus“, sagte Grass dem Magazin Focus. „Wenn ich jünger wäre, würde ich ein Zelt aufschlagen vor dem Bundeskanzleramt und warten, bis ich eine Antwort bekomme“, sagte der 86-jährige Schriftsteller. Eine Gruppe von Autoren um Juli Zeh und Ilija Trojanow hatten vor einem Jahr einen Protestbrief gegen das Vorgehen des US-Geheimdienstes NSA formuliert, den mehr als 67.000 Menschen im Internet unterschrieben hatten. Man müsse jetzt weiterbohren und auf der Beantwortung des Briefs bestehen, sagte Grass.