: Die Bücherkiste janz weit draußen
ARCHITEKTUR Schnittiger Kulturbunker: das neue Magazin der Stiftung Preußischer Kulturbesitz
Von der Existenz großer Speicherarchitekturen für Buchbestände, Handschriften, Fotosammlungen oder Kunstwerke weiß die Öffentlichkeit erst so recht, seit das historische Kölner Stadtarchiv 2009 zusammenstürzte. Um das neue Speichermagazin der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) kennenzulernen, muss man den weiten Weg hinaus nach Friedrichshagen fahren. Allerdings lohnt sich die Strecke: Der riesige, rechteckige Steinquader nahe der Spree ist ein edler baulicher Zwitter aus Schatztruhe und Bücherbunker für die Sammlungen der Staatsbibliothek, des Ibero-Amerikanischen Instituts und der Bildagentur BPK.
Auftakt für Speicherstadt
Am Montag wurde das vierstöckige Magazin mit einem quadratischen Pavillon als Entrée nach fünf Jahren Bauzeit von der SPK eröffnet. Es ist der Auftakt zu der geplanten SPK-Speicherstadt in Köpenick-Friedrichshagen.
Über den Standort weit draußen hatte es zuvor Debatten gegeben. Klar war, die inzwischen zu kleinen und dezentralen Depots am Westhafen, in Mitte oder an der Potsdamer Straße an einem zentralen Ort zusammenzuführen. Für die gelagerten 3,5 Millionen Bücher der Staatsbibliothek und für die 12 Millionen Fotoprints und Negative der BPK mussten zudem moderne, konservatorische Lager- und Restaurierungsräume geschaffen werden. Die früher diskutierten Alternativen zu Friedrichshagen, darunter der Flughafen Tempelhof, hätten allerdings kürzere Wege bedeutet, wie Kulturpolitiker monierten. Auch der Bezirk und Naturschützer meldeten Bedenken an wegen der Transportwege und der großflächigen Planung.
Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung, verteidigte gestern die Standortwahl. Das Speichermagazin befinde sich an einem „idealen Platz“, der zudem Kapazitäten für die vorgesehenen Erweiterungen für die SPK biete. Das Haus in Friedrichshagen sei „das derzeit größte und modernste Speichermagazin einer Bibliothek deutschlandweit“, es biete Platz für sechs Millionen Bücher. Das Magazin sichere den „langfristigen Erhalt der sensiblen Kulturgüter“.
Der 95 Millionen Euro teure, aus Bundesmitteln finanzierte Bau des Münchner Architekten Eberhard Wimmer ist nicht nur eine 128 mal 68 Meter große Kiste für laufende Regalkilometer, gekühlte Depoträume und Werkstätten. Wimmer entwarf einen schnittigen Block mit einer hell-dunkel schimmernden Natursteinfassade. In den von außen verschlossen wirkenden Bau dringt viel Oberlicht ein, die Studienplätze wurden um gläserne Innenhöfe gruppiert, über Brücken und Himmelsleitern erreicht man die Stockwerke und den Dachgarten. ROLF LAUTENSCHLÄGER