Weniger Geld für Erzieher

Städtische Kita-Vereinigung befürchtet einen Streik. Denn die Verhandlungen über Nottarif sind festgefahren

Im Konflikt um Erziehergehälter trat der Chef der Vereinigung Hamburger Kindertagesstätten, Martin Schaedel, gestern die Flucht nach vorn an. Er appellierte an die Gewerkschaft ver.di, „nicht auf einen Streik zuzusteuern“. Denn am 17. Januar berät eine Tarifkommission, ob es eine Urabstimmung geben solle. Ein damit drohender mehrtägiger Streik sei „für viele berufstätige Eltern und ihre Kinder eine schwere Belastung“, mahnte Schaedel. Er sei „auch ganz kurzfristig“ bereit, über einen neuen Tarifvertrag zu verhandeln, beteuerte Schaedel. Nur müsse der „bezahlbar“ sein.

Hamburg hat eine Pauschale für die Erziehergehälter aller Kita-Träger eingeführt (taz berichtete). Da die Vereinigung, die rund 20.000 der 55.000 Hamburger Kita-Plätze anbietet, bislang besser bezahlte als andere Träger, muss sie bis 2009 ihre Personalkosten von rund 100 Millionen Euro um sechs Millionen Euro senken.

Eine Bezahlung nach dem alten Bundesangestelltentarif (BAT) in der Gruppe Vb sei für die rund 4.000 Mitarbeiter nicht mehr finanzierbar, sagte Schaedel. Die rund 400 Erzieher mit Fristverträgen und neue Kollegen müssten deshalb mit geringerem Verdienst auskommen: Das Durchschnittsgehalt soll um 180 Euro auf 2.460 sinken.

In dem Konflikt hatte es 2006 drei eintägige Warnstreiks und mehrere Verhandlungen gegeben. Man sei sich dabei bereits nahe gekommen, sagt Schaedel. Ver.di habe im Herbst aber eigene Kompromissvorschläge wieder zurückgezogen. Er fürchte, es gehe der Gewerkschaft „mehr um politische Effekte als um eine Lösung“.

Uli Wöckner von ver.di sieht das natürlich anders. Da die Sozialbehörde eine Notlage bei der Vereinigung bestritten habe, wolle man „erst mal Zahlen sehen“, statt gleich über einen „Notlagentarif“ zu verhandeln. Schaedel wolle eine „zeitlich unbegrenzte“ Absenkung, ver.di aber nicht: „Schließlich könnte es ja sein, dass es unter einem neuen Senat mehr Geld gibt.“

Der Erzieherberuf gilt allgemein als schlecht bezahlt. Wollte Hamburg alle auf dem alten Niveau entlohnen, würde das rund 12 Millionen Euro jährlich mehr kosten. Kaija Kutter