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Archiv-Artikel

Wale müssen Bohrern weichen

US-Präsident Bush hebt Verbot für die Ölförderung in der Bristol-Bucht auf

Von STEP

WASHINGTON ap/taz ■ Nach mehr als 16 Jahren hat US-Präsident George Bush das Verbot von Öl- und Gasbohrungen in einer Bucht in Alaska aufgehoben, in der gefährdete Walarten, Rotlachse und andere Meereslebewesen zu Hause sind. Die Entscheidung sei im Interesse einer sicheren Energieversorgung getroffen worden, sagte Innenminister Dirk Kempthorne am Dienstagabend in Washington. In einem 320 Kilometer breiten Küstenstreifen vor der Bucht werden 200 Millionen Barrel Rohöl und Erdgas vermutet.

Um die Aufhebung des Verbots hatte sich vor allem der republikanische Senator Ted Stevens bemüht. Der Politiker hatte 2003 bereits den Kongress dazu gebracht, sein Moratorium aufzuheben. Der damalige US-Präsident Bill Clinton hielt allerdings sein Veto aufrecht. Das Verbot war 1989 unter dem Eindruck der Tankerkatastrophe der „Exxon Valdez“ beschlossen worden.

Auf scharfe Kritik stieß der Beschluss bei Naturschützern. „Das ist ein trauriger Tag für die Bristol-Bucht“, sagte der Direktor des Alaska-Rates für Meeresschutz, Eric Siy. Die geplanten Standorte für die Bohrungen befänden sich in ökologisch kritischen Regionen. Dort sucht nach Angaben Siys auch der Pazifische Nordkaper nach Nahrung, eine der am meisten gefährdeten Walarten der Erde. Die für Bohrungen ausgesuchten Regionen liegen auch auf der Wanderroute von Lachsen, die nach dem Laichen in den Flüssen von Westalaska zur Bristol-Bucht zurückkehren.

„Es wäre klüger, in die Gesundheit der nachhaltigen Wirtschaft zu investieren“, sagte Siy. Die Fischereiwirtschaft der Region fürchtet nämlich nun um ihre Umsätze in Höhe von zwei Milliarden US-Dollar pro Jahr. Demgegenüber stünden Einnahmen aus der Ausbeutung der Ölfelder in Höhe von insgesamt acht Milliarden US-Dollar im gesamten Förderzeitraum.

Dass die Ölwirtschaft ein hohes Risiko für das Umwelt- und Wirtschaftssystem Alaskas bedeutet, hat bisher nicht nur die Havarie der „Exxon Valdes“ gezeigt, bei der 40.000 Tonnen Rohöl ins Meer und an die Küsten Alaskas geschwemmt wurden. Im vergangenen Jahr liefen wegen Korrosionsschäden an dem vom BP-Konzern betriebenen Pipelinenetz große Mengen Rohöl in die Tundra. Zuletzt musste erste Dienstag nach dem Austritt von mehr als 1.500 Litern Öl die Trans-Alaska-Pipeline abgeschaltet werden. Ursache war eine beschädigte Schweißnaht. STEP