„Plasberg muss ran“

Friedrich Nowottny bedauert die Absage von Günther Jauch nicht. Wen der ehemalige WDR-Intendant als Nachfolger sieht

taz: Herr Nowottny, hat der ARD-Vorsitzende schon bei Ihnen wegen der Christiansen-Nachfolge angerufen?

Friedrich Nowottny: (lacht herzlich) Also ich werde es jedenfalls nicht machen. Ich stehe lediglich für einmalige Mutterschaftsvertretungen wie bei „Maischberger“ zur Verfügung.

Sind Sie über die Absage von Günther Jauch überrascht?

Die endgültige Entscheidung war für mich bis zuletzt offen, jetzt ist eben das passiert.

Schon als klar wurde, dass Sabine Christiansen aufhört, haben viele mit „Hart aber Fair“-Moderator Frank Plasberg als Nachfolger gerechnet. Kann er sich jetzt durchsetzen?

Das ist eine große Chance für Plasberg. Und meiner Meinung nach gibt es nur eine überzeugende Lösung: Um die Ratlosigkeit der ARD zu überbrücken, muss Plasberg ran.

Das hört sich ja ganz so an, als hätten Sie die Bauchschmerzen diverser ARD-Intendanten in Sachen Jauch geteilt.

Nun, ich stehe da ganz auf der Argumentationslinie der neuen WDR-Intendantin Monika Piel: Exklusivität von Günther Jauch in der ARD – oder gar nichts. Das war auch immer meine Auffassung.

Allerdings gibt es auch gegen Frank Plasberg offenbar Widerstände in der ARD.

Das ist mir unbegreiflich, muss ich Ihnen ehrlich sagen. Ich kann in der ARD kein Talent entdecken, das ihn überflüssig machen würde.

Plasberg ist jetzt unangefochtenes Informations-Zugpferd beim WDR. Was macht das WDR-Fernsehen ohne ihn?

Der WDR war immer gut, wenn es darum ging, Talente zu entwickeln. Also wird auch der WDR in der Lage sein, ein Nachfolge-Talent für Plasberg zu finden. Ich sehe da kein Problem – sondern eher eine große Chance für den neuen Programmdirektor beziehungsweise die neue Programmdirektorin, wie man so hört.

Es soll ja Verena Kulenkampff vom NDR werden.

Das steht zumindest überall, mit einem schönen Foto von ihr.

Der WDR wäre dann eine sehr weibliche ARD-Anstalt.

Das ist doch fabelhaft. Meine Prognose war immer: Der journalistische Beruf wird in absehbarer Zeit von Frauen dominiert.

Andere haben da anscheinend Angst vor. FAZ -Herausgeber Frank Schirrmacher verweist beispielsweise ja gern darauf, dass mit Sabine Christiansen, Maybrit Illner oder Sandra Maischberger schon heute vorwiegend Frauen auf Sendung sind.

Er sieht das allein durch die Brille eines Mannes, der vielleicht auch gern so eine Sendung präsentieren würde – aber merkt, dass er keine Chance hat gegenüber solchen Frauen. Gucken Sie sich doch das FAZ-Impressum an – also im eigenen Laden muss sich Schirrmacher keine Sorgen machen.

Da kann man nur sagen: Schade, dass Plasberg keine Frau ist.

(lacht) Das ist eine gute Idee – aber die ist von Ihnen. INTERVIEW: STG