Unterschiedliche Lebensentwürfe

betr.: „Von der Rolle. Nachbarschaftsstreit in der Sesamstraße“, taz vom 6. 1. 07

Ich habe die Sache in Berlin mitbekommen, weil ich direkt neben den von der Berliner Behörde zwangsumgesiedelten ehemaligen Margarete-Sommer-Punks gestanden habe. Sowohl in der Margarete als auch auf der Pankgräfin prallen zum Teil wirklich Welten aufeinander, vollständig verschiedene Lebensvor- und -einstellungen.

Das Problem an der Sache sind allerdings nicht „die Punks“ und „die Ökos“ (oder in der Margarete „die Punks“ und „die Lkw-Bewohner“), sondern die Stadt Berlin, die mit der ungeeigneten Zwangsumsiedlung unmittelbar vor der Fußball-WM in einem bestimmten Licht erscheinen wollte und ungewünschte Erscheinungen aus der Stadt selektierte. Der Senat geht eben in keiner Weise darauf ein, dass Menschen unterschiedliche Lebensentwürfe haben. Es ist klar, dass unter den Wagenburgleuten sehr unterschiedliche Klientelen vertreten sind und dass man die nicht einfach auf einem Fleck zusammenfassen kann. Jeder muss sein Reich bekommen. Sogar das Internationale Komitee für Grund- und Menschenrechte hat sich für ein Recht auf die freie Wahl der Wohnform ausgesprochen und zum Ausdruck gebracht, dass eine Kommune unterschiedlichen Ansprüchen ihrer Bevölkerung gerecht werden muss – anstatt sich eine gefällige Bevölkerung zu selektieren. CARSTEN HUHN, Kassel