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Archiv-Artikel

Acht sind noch dabei

AUS BONN CHRISTIAN FÜLLER

Acht deutsche Universitäten können noch den begehrten Titel „Eliteuni“ bekommen. Gestern forderten internationale Gutachter die Hochschulen auf, sich um die Elitemillionen zu bewerben. Die besten Chancen haben dabei die Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, die Uni Freiburg, die Humboldt-Universität und die Freie Universität Berlin – denn sie haben mindestens fünf hochkarätige Einzelprojekte vorgelegt. Auch die Universitäten in Aachen und Bochum, in Konstanz und Göttingen sind noch im Rennen. Die endgültige Entscheidung über die zweite Runde der Eliteunis fällt allerdings erst im Oktober.

Die Exzellenzinitiative hat das Ziel, die Spitzenforschung an deutschen Universitäten auszubauen. Das Bund-Länder-Programm stellt von 2007 bis 2011 für fünf Jahre insgesamt 1,9 Milliarden Euro bereit. Eine einzelne Universität kann rund 50 Millionen jährlich als Elitebonus bekommen. Als Eliteunis dürfen sich bislang die Uni München, die Technische Uni München sowie die TU Karlsruhe ansehen – alle bereits im September 2006 gekürt.

Das Projekt Eliteuniversitäten wird unweigerlich zu einer Teilung der deutschen Hochschulen in gut und weniger gut führen. „Die Differenzierung der Hochschullandschaft ist politisch gewollt“, sagte der Vorsitzende des Wissenschaftsrats, Peter Strohschneider. Es wird künftig eine kleine Schar sehr guter Universitäten geben, die Sonderzuschüsse des Bundes erhalten. Gleichzeitig aber werden, besonders im Norden, die weniger guten Hochschulen weniger Mittel als bisher zur Verfügung haben. Strohschneider lenkte die Verantwortung dafür insbesondere auf die Parlamente der Länder, die nicht mehr, sondern weniger Geld für die Wissenschaftspolitik ausgeben. „Es steht nirgendwo geschrieben, dass die Forschungshaushalte prinzipiell gedeckelt sein müssen“, ergänzte der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Matthias Kleiner, der die Auswahl mit Strohschneider leitete.

Die Geisteswissenschaften sind diesmal wesentlich stärker vertreten als bei der ersten Eliterunde, als sie nur unter „ferner liefen“ auftauchten. Bei den sogenannten Graduiertenkollegs für Doktoranden sind 14 von 44 Einzelprojekten sozial- oder geisteswissenschaftlicher Herkunft. Bei den Exzellenzclusters, das sind hochkarätige Forschungsschwerpunkte der Unis, zählen 8 von 40 Projekten zu den Geisteswissenschaften. Strohschneider und Kleiner verneinten, dass philologische, philosophische oder soziologische Ansätze diesmal bevorzugt worden seien. Diese Disziplinen brauchten einfach länger, um hervorragende Anträge zu schreiben. Allerdings: Auch bei den Einzelprojekten wurde gestern nur eine Vorauswahl getroffen, es kann also alles noch anders kommen – im Oktober.

Der Osten der Republik ging bei der gestrigen Elitevorauswahl komplett leer aus. Die TU Dresden, die Uni Leipzig und die Friedrich-Schiller-Universität Jena können in den nächsten fünf Jahren nicht mehr Eliteuni werden. Besonders bitter ist das Scheitern für die Uni Bremen, die als Geheimfavorit gehandelt worden war. Gescheitert sind weiterhin die Unis Bonn, Münster und Köln im Westen, in Bayern Erlangen-Nürnberg und Würzburg. Leer gehen auch Stuttgart und Tübingen, Frankfurt am Main, Gießen und Darmstadt aus, ebenso Mainz, Hannover und Hamburg sowie die TU Berlin.

Die Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Bildung und Forschung, Ulla Burchardt (SPD), sagte der taz, dass „die Exzellenzinitiative nichts an der strukturellen Schieflage unserer Hochschulen ändert“. Auch die Grünen im Bundestag warnten vor den Folgen: „Es ist zu befürchten, dass die ärmeren Länder im Norden und Osten systematisch benachteiligt wurden und werden“, sagte die Abgeordnete Priska Hinz.