NICHT NUR IM NORDIRAK: WASHINGTON ERHÖHT SEINEN DRUCK AUF IRAN
: Provozierendes Muskelspiel

Dass US-Soldaten am vergangenen Donnerstag in der nordirakischen Stadt Erbil eine iranische Vertretung stürmten und fünf Iraner festnahmen, hat die Spannungen zwischen dem Iran und den USA wieder verschärft. Es ist auch ein Indiz dafür, dass Washington den Versuch, seine Interessen im Nahen Osten mit Gewalt durchzusetzen, noch nicht aufgegeben hat. Im Gegenteil: Die Aufstockung der US-Truppen im Irak und der aggressive Ton gegenüber dem Iran und Syrien deuten auf die Entschlossenheit Washingtons, diesen unheilvollen Weg weiter fortzusetzen.

Wiederholt hat Washington dem Iran und Syrien vorgeworfen, die Konflikte im Irak zu schüren: durch Waffenlieferungen, finanzielle Unterstützung von Terroristen und Lockerung der Grenzkontrollen. In seiner Grundsatzrede zur neuen Irak-Strategie widersprach Präsident George W. Bush auch den Vorschlägen der Baker-Kommission, die direkte Verhandlungen mit Teheran und Damaskus empfohlen hatte. Stattdessen kündigte er an, gegen beide Staaten, die er als „Feinde“ der US-Truppen bezeichnete, hart vorzugehen.

Spätestens seit dem Beschluss des UN-Sicherheitsrats, im Atomkonflikt mit dem Iran auf Sanktionen zu setzen, hat Washington alle Hebel in Bewegung gesetzt, das Land zu isolieren und einen „Regimewechsel“ herbeizuführen. Unter US-Druck haben inzwischen zahlreiche Banken und Unternehmen ihre Geschäftsbeziehungen mit Teheran aufgekündigt. Gemäßigte arabische Staaten sollen auf Wunsch Washingtons eine sunnitische Front gegen den schiitischen Iran bilden. Zusätzliche Flugzeugträger mit atomarer Munition an Bord wurden zum Persischen Golf beordert, und aus Israel wurden Pläne für die Bombardierung iranischer Atomanlagen mit Nuklearwaffen bekannt.

Plant Bush, das irakische Abenteuer doch noch auf den Iran auszuweiten? Der republikanische US-Senator Chuck Hagel möchte diese Möglichkeit nicht ausschließen: Niemand könne den Amerikanern heute ruhigen Gewissens sagen, dass „wir die Iraner und Syrer auf der anderen Seite der Grenze nicht angreifen“ werden, sagte er. Das lässt fürchten, dass der Irakkrieg doch noch auf die Nachbarländer übergreifen könnte. BAHMAN NIRUMAND