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Archiv-Artikel

„Jetzt ist alles vorbei“

SCHULJAHRESENDE Bei schlechten Noten gibt es am Zeugnistelefon Hilfe für Schüler und Eltern

Clemens von Lassaulx

■ leitet das Regionale Bildungs und Beratungszentrum (REBBZ) Nord, eines von 13 solcher Zentren.

taz: Herr Lassaulx, an wen richtet sich das Zeugnistelefon?

Clemens Lassaulx: In erster Linie an Eltern und Schüler. Es wird allerdings hauptsächlich von Eltern genutzt. Oft geht es darum, dass das Kind nicht die Leistung erbringt, die von den Eltern erwartet oder gewünscht wurde. Dies ist in letzter Zeit aber deutlich weniger geworden, da die Kommunikation zwischen Schule und Eltern besser funktioniert als noch vor einigen Jahren. Die Eltern bekommen ein dokumentiertes Lern und Entwicklungsgespräch, welches sie auch gegenzeichnen. Es gibt nur noch selten so eine Überraschung nach dem Motto: „Jetzt ist alles vorbei, jetzt ist alles kaputt.“

Welche Gründe motivieren Schüler, bei Ihnen anzurufen?

Es gibt Kinder, denen durch schlechte Noten in ihrem Zeugnis klar wird, wie prekär ihre Lage eigentlich ist. Diese suchen mit ihren Sorgen Beistand, den sie bei uns vertraulich und auf Wunsch auch anonym, bekommen. Um besser erreichbar für Schüler zu sein, haben wir extra eine E-Mail-Adresse geschaltet. Es zeichnet das Zeugnistelefon aus, dass wir auffangen und vermitteln können.

Wie gehen Sie mit den Sorgen um?

Als erstes hören wir uns die Sorgen der Anrufer an. Danach machen wir uns auf die Suche nach den zuständigen Stellen und zeigen Wege, mit deren Hilfe die Probleme angegangen werden können. Das Zeugnistelefon ist eine Schnittstelle zwischen Schülern, Eltern und den bestehenden Hilfsangeboten.

Wie ist die Resonanz auf das Zeugnistelefon?

Ich habe keine Zahlen vorliegen. Im Vergleich zu den letzten Jahren sind sie aber rückläufig. Dies ist Änderungen des Hamburger Schulgesetzes geschuldet. Durch den Wegfall des Sitzenbleibens hat sich die Situation entspannt. Ich rechne mit 30 bis 50 Anrufen in dieser Woche.

Gibt es typische Fälle?

Häufig rufen Eltern an, die sich Sorgen um die Zukunft des Kindes auf dem Gymnasium machen, zumeist gegen Ende der sechsten Klasse. Das Sorgentelefon wird eher von Eltern von Gymnasiasten genutzt. Das liegt daran, dass die Grundschulen und Stadtteilschulen schon seit langer Zeit einen gut funktionierenden Beratungsdienst haben, bei dem so etwas schon vorher abgefragt wird. Solche Fragen gibt es dort auch, aber eher nicht in der letzten Schulwoche. Wir sind aber für Sorgen rund um die Zeugnisse für alle Schüler und ihre Eltern da.  INTERVIEW: JAN STAU

Zeugnistelefon: ☎ 040 / 428 99 20 02, schueler-zeugnisdienst@bsb.hamburg.de