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Archiv-Artikel

Jazz spielt offensiv

Jazzregion Ruhrgebiet: Bereits zum 11. Mal finden beim Essener Jazz-Fest Joe musikalische Ausgrabungen statt

Der Austragungsort passt zum Programm: Das Katakomben-Theater im Essener Giradethaus ist Gastgeber des 11. Joe Jazzfestivals. Ab kommenden Freitag sind es eher die versteckten Schätze, die das Line-Up prägen. Der Schwerpunkt liegt laut Vorankündigung „wie immer“ auf modernem, zeitgenössischem, improvisiertem Jazz.

Im Fokus des Programms steht dabei vor allem die deutsche Szene. Große Ausnahme ist das Quartett Gutbucket aus New York. Seit mehr als fünf Jahren bereichern die Musiker die Downtown-Szene der US-Metropole mit ihrem energetischen Mix aus Jazz, Harcore und freier Improvisation – das heißt alle Lautstärkeregler nach links und der Samstagabend ist gerettet. Samstag auch im Programm: Die Combo Mars Attacks und das Frank Wingold Quartett.

Eröffnet wird das Festival am Freitag von der Bielefelder Zwei-Mann-Band „Die Konferenz“. „Noise-Sounds und elegante Melodielinien, Virtuosität und Herz, Musizierlust und kompositorische Finesse, Groove und Expressivität“, schreiben sie auf ihrer Homepage. Die Musiker Uwe Niepel und Karl Gode-Johann werden auf ihrer elektro-akustischen Reise von den Essener Lokalgrößen Hartmut Kracht (bass) und Veit Lange (reeds) begleitet.

Anschließend wird das Quartett des Herner Saxophonisten und Bassklarinettisten Eckard Koltermann zu hören sein. Die Gruppe gehört dabei schon zu den etablierten Ensembles. Zwischen Kammermusik und Jazz bewegt sich die Musik. Wer Koltermanns Arbeiten für die Ruhrgebiets-Theater kennt, wird sich auf einen angenehm verspielten Abend freuen können. Die Besonderheit am Sonntag ist der Soloauftritt des Pianisten Simon Nabatov. Der in der Kölner Jazz-Szene verankerte Brasilianer widmet sich einer Auswahl von Musik seiner Heimat.

Dass das Festival in diesem Jahr bereits zum elften Mal stattfinden kann, hat es dem Engagement der Jazzoffensive Essen (Joe) zu verdanken, die auch für die Namensgebung Pate stand. Der im Jahr 1995 gegründete Verein zählt mittlerweile mehr als 100 Mitglieder. Und auch im Rahmen der Europäischen Kulturhaupstadt 2010 könnte das Festival eine wichtige Rolle spielen. „Bei der langfristig angelegten Arbeit an der Perspektive Jazzregion Ruhrgebiet wird man auf das Potenzial der Joe nicht verzichten können“, sagte Oliver Scheytt in seiner Funktion als Kulturdezernent der Stadt Essen. Seit Dezember vergangenen Jahres ist er auch Geschäftsführer der nagelneuen „Ruhr 2010 GmbH“. Die Macher des Joe-Festivals werden das gerne hören.

HOLGER PAULER

19. bis 21. Januar Katakombentheater Essen www.jazz-offensive-essen.de