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Archiv-Artikel

Eine neue Sichtweise der Polizeigewalt

NETZDEBATTE Die Festnahme eines Mannes in Kreuzberg hat eine Kontroverse ausgelöst. Ein Video des Vorfalls wurde über eine Million Mal angesehen. Die taz veröffentlicht jetzt eine zweite Aufnahme

Ein Videomitschnitt einer Festnahme am Görlitzer Park am Samstag hat im Netz zu einer kontroversen Debatte geführt. Über eine Million Mal wurde das Video innerhalb weniger Tage aufgerufen. Auf dem Blog elbflorentiner.de schreibt David Naber: „Diese Cop-Darsteller schaffen es, die Situation in kürzester Zeit eskalieren zu lassen, sodass dann noch die Schutzkohorte mit Helm und Beinschoner auflaufen muss. Das staatliche Gewaltmonopol durch solche inkompetenten Beamten vertreten zu sehen macht mir Angst.“

Nach Ansicht von Andreas Kopietz, Polizeireporter der Berliner Zeitung, zeigt die Aufnahme dagegen, „dass Polizisten schon bei alltäglichen Einsätzen von einer Menschenmenge umringt und beschimpft werden – und dass sie dabei durchaus mal ein Fahrrad an den Kopf kriegen können. […] Es gibt Videos im Netz, die polizeiliches Fehlverhalten sehr genau dokumentieren und zu Disziplinarverfahren führten. Dieser Film aber ist kaum mehr als Propaganda.“

Polizeisprecher Stefan Redlich rechtfertigte das Vorgehen der Beamten: „In dem Moment, wo der Mann aufgehört hätte, Widerstand zu leisten, wäre auch der Einsatz gegen ihn beendet gewesen.“

„Polizei hat eskaliert“

Blogger „Kopernikus“ meint, das Video „zeigt einmal mehr, wie Polizisten eine im Grunde harmlose Situation zum Eskalieren bringen können. Es sind eben keineswegs immer ‚Störer‘, ‚Gewaltbereite‘ und ‚Chaoten‘, die sich in den Mitteln vergreifen, sondern allzu oft auch die Polizisten selbst.“

Die taz veröffentlicht nun ein zweites Video von der Festnahme auf ihrer Website. Das Video hat ein zufällig vorbeikommender Zeuge aufgenommen, der allerdings nicht namentlich genannt werden will. HEI

■ Beide Videos online auf www.taz.de/berlin