„So etwas wird nie wieder passieren“

Das Chaos beim A 380 und die daraus resultierenden Konventionalstrafen bringen den Flugzeugbauer in die Verlustzone. Die Ereignisse dürften sich nicht wiederholen, sagt Chef Gallois. Über das Sanierungsprogramm schweigt er sich aber noch aus

AUS PARIS DOROTHEA HAHN

Airbus ist 2006 in die roten Zahlen gerutscht. Grund waren die Verzögerung beim Bau des A 380 und die daraus folgenden Konventionalstrafen an wartende Kunden. Zugleich fiel Airbus erstmals seit einem halben Jahrzehnt bei den Aufträgen wieder hinter seinen US-amerikanischen Konkurrenten Boeing zurück: Airbus nahm im vergangenen Jahr 824 neue Bestellungen für Flugzeuge entgegen, Boeing 1.050. „Es war ein hartes Jahr“, erklärte Airbus-Chef Louis Gallois.

Dennoch sieht die Männerriege an der Spitze des europäischen Unternehmens noch etwas Positives. „Trotz der Turbulenzen haben wir es geschafft, in den vergangenen zwölf Monaten mehr Flugzeuge zu liefern als je zuvor“, sagt Gallois. Und versichert: „So etwas wie 2006 wird nie wieder passieren.“ Schließlich geht es darum, „die Märkte“ zu überzeugen und Unruhe zu vermeiden. Sowohl bei den beteiligten Ländern und AktionärInnen als auch bei der Belegschaft an sämtlichen Standorten.

Genaue Zahlen über das Krisenjahr will Airbus erst im März veröffentlichen. Dann werden die Bücher geschlossen. Auch über „Power 8“, den im vergangenen Herbst angekündigten Umstrukturierungsplan, mit dem das Unternehmen spätestens ab dem Jahr 2010 alljährlich 2 Milliarden Euro einsparen will, verriet Gallois gestern nichts. Allerdings sagte er, dass unter anderem auch Betriebsverlagerungen in zusätzliche neue Länder außerhalb Europas – „in der Dollarzone“ – erwogen werden. Berichte aus Hamburg und Toulouse, wo jeweils tausende Beschäftigte um ihre Arbeitsplätze fürchten und Informationen über Schließungen von kompletten Produktionsstätten die Runde machen, bezeichnete er als „reine Spekulation“. Gallois versichert, bislang sei „nichts entschieden“. Den Plan „Power 8“ will er im Februar als Erstes mit den Gewerkschaften besprechen. Erst danach wolle er ihn der Öffentlichkeit vorstellen.

Der für „Power 8“ zuständige Spitzenmanager Fabrice Bregnier hat in den vergangenen drei Monaten sämtliche Standorte der vielfach aufgesplitteten Airbus-Produktion bereist. Gestern versicherte Bregnier, er erwarte viel Kooperation von den Gewerkschaften bei der Umstrukturierung. Wörtlich erklärte er, die Gewerkschaften seien „reif“ und: „Sie stehen auf unserer Seite.“ Was auf die Mitarbeiter zukommen wird, beschrieb er mit den nebulösen Worten eines Werbemannes als „fair, ausgewogen und gerechtfertigt“.

Gleichzeitig mit der Pressekonferenz in Paris versuchte in Hamburg Bürgermeister Ole von Beust gestern seinen MitbürgerInnen Mut zuzusprechen. Im NDR erklärte er, Gallois habe ihm zugesichert, dass er an der „Airbus-Planung bezüglich des A 380 und damit auch an der Notwendigkeit der Verlängerung der Start- und Landebahn festhält“. Über die Details der Gespräche mit Gallois habe er Vertraulichkeit vereinbart, sagte von Beust.

In der zweiten großen Produktionsstätte Toulouse hatte die Gewerkschaft CGT bereits am Montag vor einer „brutalen“ Umstrukturierung gewarnt. Die Gewerkschaft befürchtet, dass der Bau des künftigen Flugzeugs A 320 komplett in Hamburg stattfinden könnte.

Für dieses Jahr verspricht Gallois, dass er im Oktober den ersten Apparat des Großraumfliegers A 380 ausliefern werde. Und zwar an die Singapore Airlines. Um die Kapitaldecke zu stärken, erwägt Airbus unter anderem auch eine Kapitalerhöhung, erklärte gestern der Airbus-Finanzvorstand Hans Peter Ring.

Ob der Mutterkonzern EADS die Verluste seiner Zweigstelle Airbus durch Gewinne der anderen Branchen kompensieren kann, war gestern noch offen. Der Konzern arbeitet auch in der Kriegsindustrie. Und da boomen die Geschäfte.