: Keine Gretchenfrage an SPD-Chef Petersen
Über die Führungskrise tagt heute Abend der Parteivorstand. Über Gegenkandidaten wird munter spekuliert
Die Klärung der Führungskrise in der Hamburger SPD wird es heute Abend wohl noch nicht geben. Wenn sich der heftig in die Kritik geratene Parteichef Mathias Petersen mit seinen beiden Stellvertretern und den Vorsitzenden der sieben SPD-Kreise zur Sitzung des geschäftsführenden Landesvorstandes trifft, „wird es keine Gretchenfrage geben“, sagt einer der Kreisfürsten. Was aber am Montag auf der Sitzung des gesamten Landesvorstandes passiere, „weiß im Moment niemand“.
Petersen ist seit drei Jahren Parteichef und designierter Spitzenkandidat für den kommenden Bürgerschaftswahlkampf. Offiziell nominiert wurde er noch nicht, und darüber ist der aktuelle Konflikt entbrannt. Fünf der sieben Kreischefs lehnten am Sonntag seinen Vorschlag ab, am 17. Februar einen „Krönungsparteitag“ abzuhalten.
Hauptgrund war die Angst, der 51-jährige Bürgerschaftsabgeordnete könnte ein schlechtes Ergebnis erzielen. „Wenn Mathias mit 60 oder 70 Prozent gekürt wird, schreiben die Zeitungen doch von einem schwachen Kandidaten und einer zerrissenen Partei“, befürchtet ein Spitzengenosse. An der Basis herrscht viel Unmut über unabgestimmte und zum Teil unüberlegte Alleingänge des Parteichefs. „Ich kann für meine Delegierten“, räumt ein Kreisfürst ein, „im Moment nicht garantieren.“
Deshalb solle Petersen erst mal ein überzeugendes Konzept vorlegen: Eine „klare Wahlkampfstrategie“ fordern die Genossen ein, deutliche „inhaltliche und thematische Festlegungen“, verlässliche Absprachen und den Verzicht auf „unkoordiniertes Vorpreschen“. Wie weit Petersen dem nachkommt, wird sich heute Abend zeigen. Die Verlegung des Parteitages in den April zumindest wird er akzeptieren.
Derweil wird schon heftig über mögliche neue Spitzenkandidaten spekuliert. Fraktionschef Michael Neumann verneint „definitiv“ alle Ambitionen, ebenso Parteivize Dorothee Stapelfeldt. Olaf Scholz, Petersens Vorgänger als Parteichef und Schlüsselfigur in der SPD-Bundestagsfraktion, nannte Gerüchte über seine Kandidatur gestern „frei erfunden“.
Selbst vor dem personellen Offenbarungseid schrecken in der einschlägigen Journaille Einige nicht zurück: Sie versuchen sich an der Wiederbelebung von Ex-Bürgermeister Henning Voscherau. Sven-Michael Veit