POCKENVIREN
: Ein höchst gefährlicher Zufallsfund

WASHINGTON/BERLIN | Seit vielen Jahren schon wird heftig darüber gestritten, ob die letzten in zwei Hochsicherheitslaboren aufbewahrten Pockenviren vernichtet werden sollen. Nur in Russland, in Nowosibirsk, und in Atlanta, im US-Bundesstaat Georgia, gibt es noch einige Fläschchen mit den Pockenerreger – sicher aufbewahrt. Das glaubte man, zumindest bis vor wenigen Tagen, als Wissenschaftler in den USA beim Aufräumen einen höchst gefährlichen Zufallsfund machten. In einer Abstellkammer des Labors der Lebensmittel- und Medikamentenbehörde FDA fanden sie mehrere vergessene Fläschchen mit den Pockenviren. Ermittler prüften nun, wie die offenbar aus den 1950er Jahren stammenden Fläschchen mit der Aufschrift „Variola“ (Pocken) in den unbenutzten Lagerraum gelangt seien, teilte die Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention mit. Die Fläschchen waren demnach gut verschlossen, so dass für das Laborpersonal keine Gefahr bestanden haben soll. Nach der Entdeckung seien sie sofort in ein Hochsicherheitslabor zur Prüfung gebracht worden. Pocken gelten nach WHO-Angaben seit fast 35 Jahren offiziell als ausgerottet, was zu den größten Erfolgen des öffentlichen Gesundheitssystems zählt. Die letzte natürliche Infektion wurde 1977 in Somalia registriert. Ein Jahr später kam dann doch noch ein Mensch durch Pockenviren ums Leben. Er hatte sich bei einem Laborunfall im englischen Birmingham angesteckt. (dpa, taz)