Interkulturelle Nacht

Das „Festival der Kulturen“ wird kaum unterstützt und hat letztes Jahr mit einem Minus abgeschlossen. Um das Festival fortzuführen, unterstützen interkulturelle KünstlerInnen die Veranstalter mit einer Benefizveranstaltung

Sa, 20. 1., 19.30 Uhr, Delphi Showpalast, Eimsbüttler Chaussee 5; Festival der Kulturen vom 14. bis 16. September 2007; Infos unter www.kdkhh.de

Laut dem Statistischen Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein sind über eine Viertelmillion Menschen nicht deutscher Herkunft aus 43 Nationen in Hamburg zu Hause – die ungezählten Illegalisierten nicht mitgerechnet. Diese Menschen miteinander und mit denen deutscher Herkunft zusammenzubringen, hat sich seit einigen Jahren das Hamburger Festival der Kulturen vorgenommen. Vorurteile sollen durch Begegnung abgebaut und erreicht werden, dass durch Respekt und Toleranz anderen gegenüber eine Grundlage für das Zusammenleben vieler Kulturen möglich wird.

Zum vierten Mal fand das Festival im September mit TeilnehmerInnen aus über 80 Nationen statt. Über 200 MusikerInnen spielten auf den Bühnen des Basars der Kulturen auf dem Campus der Uni, Ausstellungen und Performances widmeten sich dem Thema „Respekt“ und 200.000 HamburgerInnen feierten den Karneval der Kulturen in der Innenstadt. Das diesjährige Festival, das der Verein „Kulturwelten“ Mitte September veranstalten will, hat sich als Schwerpunktthema die Identität vorgenommen. Was bedeutet es, eine Identität zu haben? Eine Sprache, eine Gruppe, eine Fahne? Was bedeutet Identität für Menschen deutscher und nicht-deutscher Herkunft? Diesen Fragen sollen Ausstellungen, Diskussionsrunden und andere Projekte nachgehen.

Während jedoch in Berlin etwa der dortige Karneval der Kulturen längst als touristisches Event vermarktet und die organisierende Werkstatt der Kulturen von der Stadt finanziert wird, hält sich die Hamburger Wirtschaft mit der Unterstützung bislang zurück. Das letztjährige Festival hat deshalb mit einem Minus abgeschlossen. Damit das einzige Hamburger Festival, auf dem ausschließlich Bands und Gruppen mit interkulturellen Zusammenhängen auftreten, auch in diesem Jahr stattfinden kann, unterstützen nun die KünstlerInnen selbst den Veranstalter des Festivals. Heute Abend bei der ersten „Nacht der Kulturen“ im Eimsbüttler Delphi Showpalast geht der gesamte Erlös an den Verein, alle Beteiligten verzichten auf ihre Gage.

Neun Gruppen und Bands aus unterschiedlichen kulturellen Zusammenhängen und mit ebenso unterschiedlichen Musikstilen präsentieren einen Querschnitt durch die hiesige interkulturelle Musikszene. Zu hören ist da die gebürtige Westafrikanerin Angelina Akpovo mit ihrer Band „Yakawumbu“. Akpovo ist ebenfalls Mitglied der Band „Black WoMen Power“ und zählt zu den besten Interpretinnen afrikanischer Frauentänze. Der Sänger B. J. Philip liefert mit seiner Band „Riddim Base“ Reggae, Soca und karibische Karnevalsmusik. Gleich zwei Shows präsentieren brasilianische Kultur. „Unidos de Hamburgo“ kümmern sich um den Samba, „Maracatu – Der Stern der Elbe“ bringen nordbrasilianischen Karneval auf die Bühne. Folklore aus dem Nachbarland Bolivien gibt es von „Awayu“ (Foto) zu sehen.

Dass man in Polen unter traditionellem Pop eine hübsche Mischung aus Rock und Polka versteht, gibt es von Jolanta Barcik und ihrer Band zu lernen. Bei „Mladost“ aus Serbien geht es wiederum eher folkloristisch zu. Zum ersten Mal auf einer Hamburger Bühne steht schließlich die türkische Orient-Rock-Pop-Formation „Can Ardaslar“.

Wer danach noch nicht genug hat, gibt sich in die Hände von DJ José Manuael von „La Kumbancha Sound“ und Alexander vom „Barrio Populaire Soundsystem“ oder ergötzt sich an indonesischer Kochkunst und Kunsthandwerk. ROBERT MATTHIES