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Archiv-Artikel

Anstoßen auf den Klimaschutz

Dank der Kampagne „ProstKlima“ sollen Berlins Gastwirte zu Energiesparern werden

Vor dem „Kaffee am See“ in der Kreuzberger Bergmannstraße stehen die Sitzgelegenheiten auch im Winter auf dem Gehweg. Dass die Kunden trotzdem nicht frieren, garantierten bisher vier Heizpilze. Aber die hat Café-Inhaber Tim Schultze am Freitag abgeschaltet und durch Filzdecken mit dem Logo „Prost Klima“ ersetzt. Damit eröffnete er die gleichnamige Kampagne, die das ehrgeizige Ziel verfolgt, den CO2-Ausstoß der rund 11.000 Berliner Gastronomiebetriebe deutlich zu reduzieren.

Zusammen mit dem Abschalten der Heizpilze tauschte Schultze die Glühbirnen im Café durch Energiesparlampen aus. Allein durch die neue Beleuchtung spare er 1.200 Euro im Jahr. Rechne man diese Einsparungen auf alle Berliner Betriebe hoch, ließen sich 21.500 Tonnen an CO2-Emissionen vermeiden.

Muss sich die Berliner Latte-Macchiato-Szene also darauf einstellen, bald überall graue Decken in den Straßencafés vorzufinden? Das wünscht sich zumindest die Agentur „Gröschel Geheep Responsible Branding“, die die Kampagne initiiert hat und Energiesparberatungen an die Gastronomen verkauft. Zur Entscheidung, die Beratung zu nutzen, sagt Schultze: „Überzeugt hat mich vor allem die Kombination aus ökonomischen und ökologischen Vorteilen.“

Ein Gedanke, der – so hofft Geschäftsführer Lothar Gröschel – weitere Gastronomen überzeugen wird. Um den Kreis der Nutzer schnell zu erweitern, geht seine Agentur zu den einzelnen Gastronomien und weist auf erste Schwachstellen hin. 500 Kunden will Gröschel so bis zum Ende des Jahres überzeugen.

Tim Schultze vom „Kaffee am See“ hofft hingegen, seinen Kunden das Gefühl zu geben, auch moralisch im richtigen Café zu sitzen. Daher will er durch Poster und Aufkleber, die ihm die Kampagne zur Verfügung stellt, gerne aber auch durch Gespräche über Klimaschutz und Energiekosten aufklären.

Ob er damit auf offene Ohren stößt, ist fraglich. Eine Kundin meint, im Café möchte sie eigentlich „nur ihre Ruhe haben“. Und: „Ob Filzdecke oder Heizpilz, ist eigentlich egal. Im Winter setze ich mich eh immer nach drinnen.“ Tim Westerholt