: Auf die lange Schlachtbank
TIERSCHUTZ Niedersachsens Agrarbranche steckt tief in den Negativschlagzeilen. Agrarminister Lindemann will deshalb den Tierschutz verbessern – innerhalb von sieben Jahren. Der Opposition dauert das zu lang
Der neue niedersächsische Agrarminister Gert Lindemann (CDU) kündigte an, dass er innerhalb von sieben Jahren den Tierschutz verbessern will. Vordringlich ist die umstrittene Geflügelindustrie: Bis 2015 solle etwa das Kürzen der Schnäbel komplett abgestellt sein, sagte Lindemann. Außerdem will er das Kastrieren von Ferkeln ohne Betäubung stoppen. Tierschützer und Opposition kritisierten, die Vorhaben gingen nicht schnell genug.
Die Agrarbranche in Niedersachsen, die für ganz Deutschland eine herausragende Bedeutung hat, steckt seit langem in Negativschlagzeilen. Vorwürfe wegen Tierschutz-Mängeln und Dumpinglöhnen sowie zuletzt der Skandal um Dioxin in Eiern trafen die Geflügelwirtschaft hart. Lindemanns Vorgängerin Astrid Grotelüschen (CDU) musste gar wegen ihrer Nähe zur Branche und immer neuen Anschuldigungen ihr Amt aufgeben.
Lindemanns Tierschutzplan braucht Zeit: Er soll bis 2018 verwirklicht werden. Der Minister gab zu bedenken, dass ein abruptes Ende des Schnabelkürzens wiederum zu neuen Tierschutz-Problemen führen könne, etwa zum Federpicken und zu Kannibalismus beim Geflügel.
Die Opposition zeigte sich aber weniger geduldig. „Das muss deutlich schneller gehen“, meinte die SPD im Landtag zu den Sieben-Jahres-Plänen des Ministers. „Tierschutz bleibt auch unter dem neuen Minister nur Kosmetik. Im Zweifel dominieren die Interessen der Geflügellobby“, kritisierten die Grünen. Auch die Linke beklagte, Lindemann verschleppe die Probleme.
Dem Minister steht ein Spagat bevor: Einerseits strebt er Reformen in der umstrittenen Geflügelhaltung an, anderseits soll die Wettbewerbsfähigkeit der niedersächsischen Agrarbranche nicht gefährdet werden. Für einen neuen Lenkungsausschuss mit dem Titel „Tierschutzstrategie“ will er nun auch Branchenverbände und Verbraucherschutz-Organisationen an einen Tisch holen. (dpa/taz)
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